Auch Nördlingen kann den BC Marburg nicht stoppen

Am achten Spieltag in der Basketball Bundesliga musste der BC Marburg hart für den nächsten Sieg kämpfen. Das Team holt unter Patrick Unger gegen die XCYDE Angels den ersten Hunderter.

XCYDE Angels: Ein Spiel, das zur Legende taugt. Die XCYDE Angels Nördlingen liefern beim Tabellenführer Marburg ein mitreißendes und sensationelles Spiel ab, erzielen 99 Punkte und ernten nach Verlängerung doch nichts mehr als Anerkennung und Lob. Der 104:99-Sieg und damit Zählbares für die Tabelle bleibt nach hochklassigen und spannenden 45 Minuten in Hessen.

Hätte man das Spiel gewonnen wären einige Spielerinnen zu Müttern des Sieges geworden: eine herausragend kämpfende Anni Mäkitalo, die ihre 25 Punkte inklusive drei Dreier mit toller Trefferquote aus dem Feld und 88 Prozent von der Linie markierte. Eine exzellent aufgelegte Aleksandra Racic, die sich immer wieder ein Herz fasste und insgesamt 26 Punkte erzielte, aber auch eine nahezu fehlerfrei agierende Rashida Timbilla, die fast die gesamten 45 Minuten durchspielte und mit 16 Punkten, 10 Rebounds, 4 Assists und 3 Blocks erneut ihren Ruf des Allrounders bewies. Nicht zu vergessen eine von Spiel zu Spiel besser werdende Maggy Meynadier und wieder einmal die beiden Geiselsöder-Schwestern mit großem Kampf.

Aber es sollte eben nicht sein. Wie so oft im Basketball , kulminierte ein Match am Ende in einer Szene, die spielentscheidend war. Die Nördlingerinnen hatten sich besagten 88:86 Vorsprung erarbeitet bei 28 Sekunden Restspielzeit, Ballbesitz , Auszeit. Der Ball landet wie geplant bei der besten Freiwerferin der Gäste, Aleksandra Racic, nahe der Mittellinie, die Sekunden verrinnen. Die Serbin wird von zwei Gegenspielerinnen hart attackiert. Statt des erhoften Foul-Pfiffs: Turnover, Korbleger durch Marburgs Baker, Ausgleich, Verlängerung. Die Gäste haderten mt den Schiedsrichtern, was wie üblich nichts half. Die Halle tobte und trug die Gastgeber zum Sieg in der Extra-Time während bei den Gästen die Kraft nachließ und die Köpfe sanken.

Coach Bär äußerte sich nach dem Spiel mit viel Stolz zu seiner Mannschaft und attestierte seinen Angels das beste Match der Saison gespielt zu haben. Ohne die verletzten Spielerinnen Steinmeyer, Hill und Äijänen war er gezwungen gewesen, eine extrem kleine Rotation zu spielen, was sich in diesem Fall durchaus positiv auswirkte, zumindest so lange die Kraft reichte. Seine Mädels bestätigten den Aufwärtstrend der letzten Wochen und hatten mit 49 Prozent Trefferquuote aus dem Feld sowie 93 Prozent von der Freiwurflinie (28 von 30) überragende Offensiv-Qualitäten an den Tag gelegt. Schade, dass sie dafür nicht belohnt wurden. Doch Mäkitalo und Co können tatsächlich stolz auf ihre Leistung sein und darauf, dass sie den scheinbar unbesiegbaren Delfinen aus Marburg einen behrzten Kampf geliefert hatten, der die zahlreichen Zuschauer in der Gassmann-Halle von den Sitzen riss. Das Offensiv-Spektakel, das beide Teams veranstalteten, wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

Wenn bis nächste Woche hoffentlich die drei angeschlagenen Spielerinnen wieder in den Kader zurückkehren und die Rotation größer wird, sollte auch die Kraft reichen, um knappe Matches am Ende zu gewinnen. Zwei anstehende Heimspiele bieten auf jeden Fall Gelegenheit dazu, dann vielleicht nicht gleich wieder legendär und mit Overtime, aber siegreich. (Kurt Wittmann)

Es spielten: Luisa Geiselsöder (14), Aleksandra Racic (26, 1 Dreier), Laura Geiselsöder (5), Amenze Obanor (2), Rashida Timbilla (16), Anni Mäkitao (25,3) und Magaly Meynadier (11,1).

BC Marburg: Hart musste das Pharmaserv-Team für seinen achten Sieg im achten Bundesliga-Spiel kämpfen und brauchte dazu gar die Verlängerung. Der Tabellenführer führte in der regulären Spielzeit nur knapp vier Minuten lang, die Gäste aus Nördlingen die restlichen 36 Minuten. Alex Kiss-Rusk erzielte für Marburg die meisten Punkte (23).

Wenn der ungeschlagene Tabellenführer ein ersatzgeschwächtes Team aus dem Mittefeld empfängt, sind die Vorzeichen klar. Die Ausfälle von Samantha Hill und Heta Aijänen wiegen zu schwer, als dass die Gäste aus dem Ries in Marburg etwas reißen könnten.

Was aber die glorreichen sieben aus Nördlingen ablieferten war beeindruckend. Mit Energie, Leidenschaft und Spielwitz verlangten sie den Hessinnen alles ab. Der BC glich ein 20:30 binnen drei Minuten zum 30:30 aus (16. Minute), lief dann aber bis zur 23. Minute (44:44) wieder nur hinterher. Beim 50:46 (24.) schienen die Marburgerinnen die Oberhand zu gewinnen. Doch den Angels wuchsen unsichtbare Flügel: Nach Aleksandra Racic Dreier zum 78:70 für die Gäste (35.) schien die Partie aus BC-Sicht endgültig die Lahn hinunter zu gehen.

Ganz so einfach wollten die Gastgeberinnen sich ihre Weiße Weste aber nicht beschmutzen lassen. Alex Wilke brachte Marburg auf 82:84 heran (38.). Dann schienen statt der Angels die BC-Frauen mit höheren Mächten im Bunde: Racic Dreierversuch überlegte es sich zwei Mal, ob er durch die Reuse wollte oder nicht. Wollte er nicht. Im zweiten Rebound netzte die starke Rashida Timbilla zwar zum 86:82 ein. Immerhin nur zwei Punkte und nicht drei, kommentierte Heinrich Simon am Livestream. Und dieser eine Punkt mag den Gästen am Ende gefehlt haben.

29 Sekunden vor Schluss erzielte Marie Bertholdt von der Freiwurflinie das 86:88. Auszeit Nördlingen. Einwurf Nördlingen. Bertholdt und Tonisha Baker luchsten den Gästen den Ball ab. Korbleger Baker, Ausgleich! Bertholdt blockte den letzten Wurf der Angels. Die Marburger Zuschauer waren dankbar fürs Nachsitzen. In der Verlängerung diktierte das Pharmaserv-Team das Spiel, musste aber vor allem dank Nördlingens Anni Mäkitalo bis fünf Sekunden vor Ende zittern. Nicht auszudenken, die Angels wären vollzählig gewesen wären.

Patrick Unger (Trainer Marburg): „Wir haben Riesenglück gehabt und den Kopf gerade so nochmal aus der Schlinge gezogen. 35 Minuten lang haben wir durchwachsen gespielt und waren nicht in der Lage, dem Gegner im Eins-gegen-eins Paroli zu bieten. Aber wir gehen natürlich nach fünf Spielen innerhalb von 15 Tagen auch auf dem Zahnfleisch. Besonders in der ersten Halbzeit hatten wir zu wenig Energie, waren nervös und haben viele Fehler gemacht. Ich hoffe, dass wir aus denen lernen, denn wir können uns nicht drauf verlassen, dass es immer gut ausgeht. Der Steal von Tonisha Baker kurz vor Schluss des vierten Viertels war tatsächlich so geplant. Das war ein ,Big Time Playʻ. Überhaupt hat sie nach der Halbzeit komplett durchgespielt und uns viel gegeben. Sie verkörpert die Leidenschaft, die wir brauchen. Auch Alex Kiss-Rusk hat am Ende viele ,Big Pointsʻ gemacht, wie ich es von ihr verlangt habe. Es ist schön, dass wir mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause gehen.“ (Marcus Richter)

Die Ergebnisse des 8. Spieltags in der Basketball Bundesliga der Damen

TK Hannover - ChemCats Chemnitz 68:52 (22:7,18:13,19:14,9:18)

Herner TC - flippo Baskets BG 74 74:46 (20:8,25:10,13:13,16:15)

Eintracht Braunschweig - TSV 1880 Wasserburg 73:81 (24:33,15:7,17:16,17:25)

BC Pharmaserv Marburg - XCYDE Angels 104:99 (17:23,21:19,24:22,26:24,16:11)

Eisvögel USC Freiburg - TV Saarlouis Royals 84:61 (24:16,23:20,16:15,21:10)

Verfasst von Marcus Richter/Kurt Wittmann

Erschienen in Basketball am 12. November 2018

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