Ein Teammanager über fehlende Akzeptanz im Fraueneishockey

Günter Byszio ist Teammanager bei den ERC Ingolstadt Frauen. Er kennt sich aus im Fraueneishockey – und spricht mit Sportfrauen über die guten und schlechten Zeiten.

Er kommt vor allen anderen und bleibt länger. Er organisiert den Spielbetrieb, hat für die Spielerinnen ein offenes Ohr und will das Image des Fraueneishockeys in Ingolstadt verbessern. Teammanager Günter Byszio investiert den Großteil seiner freien Zeit ehrenamtlich für die ERC Ingolstadt Frauen. Sportfrauen wollte wissen: Warum macht er das?

Sportfrauen: Herr Byszio, wie kommen Sie zum Eishockey?

„Unser früherer Nachbar war der kanadische Eishockeyspieler Mike Stevens, der 2003/2004 beim ERC Ingolstadt gespielt hat. So sind meine beiden Töchter zum Eishockey gekommen und ich als Elternteil an die Bande. Eigentlich komme ich ja eher vom Fußball. Selbst aktiv Eishockey gespielt habe ich nie.“

Sportfrauen: Aber nach der Saison oder außerhalb der Spielzeiten ist Ihre Arbeit noch nicht getan, oder?

„Nein (lacht). Da geht die richtige Arbeit erst los. Da wir uns größtenteils selbst finanzieren müssen kümmere ich mich zum Beispiel auch um die Sponsorensuche, da das Team darauf angewiesen ist. Schließlich bekommen unsere Spielerinnen kein Geld für ihr Engagement in der Bundesliga. Im Gegenteil, neben den Vereinsbeiträgen müssen die Spielerinnen auch ihre Fahrkosten selbst tragen. Da ist es mir wichtig, ihnen wenigstens hin und wieder Teile der Ausrüstung oder die Übernachtungen und das Essen bei den Auswärtswochenenden zu finanzieren. Ansonsten kümmere ich mich um Wohnungen und Arbeitsmöglichkeiten für unsere ausländischen Spielerinnen, organisiere Spendenaktionen und Veranstaltungen und noch vieles mehr."

Sportfrauen: Wie schwierig ist es Sponsoren zu finden?

"Ingolstadt gehört zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands. Da sollte es eigentlich kein Problem sein für eine in der höchsten Spielklasse spielende Mannschaft Unterstützer zu finden. Leider sieht die Realität anders aus. Es ist immer noch schwierig für einen unteren, vierstelligen Betrag Sponsoren für Werbung auf dem Trikot oder Hose zu finden. Deshalb haben wir seit 2016 mit unserem Magazin PANTHER IN eine zusätzliche Werbemöglichkeit geschaffen regional zu werben um jeden die Möglichkeit zu geben uns mit einem überschaubaren Betrag zu unterstützen.

Die in unserem Magazin werbenden Firmen dokumentieren so die Bereitschaft auch hochklassigen Frauensport in Ingolstadt zu fördern. Ein wichtiges Anliegen ist mir auch die Betreuung unserer Sponsoren. Ich versuche den persönlichen Kontakt zu halten und Werbung für unsere Sponsoren zu machen. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit sich die Zeit zu nehmen um sich persönlich bei den Sponsoren für ihre Unterstützung zu bedanken.“

Sportfrauen: Das klingt nach einer Menge Zeit, die Sie investieren.

„Der Aufwand ist tatsächlich manchmal grenzwertig. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht etwas für die Mannschaft organisiere. Da geht schon auch mal ein Teil meines Urlaubs dafür drauf. Für andere Hobbys bleibt leider kaum noch Zeit. Zum Glück sind meine Töchter und meine Frau Angie auch hier aktiv, sodass die Familie dieses Hobby gemeinsam lebt.“

Sportfrauen: Trägt die Arbeit hier im Verein denn Früchte?

„Ich will es so beantworten. Eishockey ist eine von Männern dominierte Sportart (schmunzelt). Das können nur die Verantwortlichen im Verein beantworten. Für mich ist es ist ein tolles Gefühl zu sehen, wenn die Mädels für ihren spielerischen Einsatz mit Erfolg belohnt werden. Allerdings fehlt oft die nötige Akzeptanz und Anerkennung, sowohl für das, was ich tue, als auch für das Engagement der Spielerinnen. Ich fühle mich dann oft wie Don Quijote, wenn ich für die Belange der Frauen gegen die Windmühlen des Eishockeysports ankämpfe. Das kann auch frustrierend sein.“

Sportfrauen: Und trotzdem stecken Sie weiter hohe Ziele.

„Mein Anliegen ist es, ein optimales Umfeld für die Spielerinnen in Ingolstadt zu schaffen. Der ERC Ingolstadt soll auch ein Aushängeschild im Frauensport sein. Dafür müssen wir alle geschlechterunabhängig an einem Strang ziehen und für den ein oder anderen muss der Tellerrand etwas niedriger werden um darüber hinausschauen zu können. Und natürlich wünsche ich mir und den Mädels eines: die Deutsche Meisterschaft.“

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Eishockey am 24. August 2018

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