Wasser ist ihr Element: Schwimmerin Sarah Köhler im Porträt

Sarah Köhler (24) ist aktuell der deutsche Schwimmstar im Becken. Mit Freistil-Silber kam sie von der EM 2018 zurück – der große Traum ist aber eine Medaille bei Olympia.

Ein Schlag nach dem anderen, immer nah dran an der führenden Italienerin Simona Quadarella. Nach 1.200 Metern wird der Abstand größer, doch Sarah Köhler schlägt souverän als Zweite an. Sie holt Silber über 1.500 Meter Freistil bei den European Championships 2018 in Glasgow. Und stellt wieder einmal ihr Talent und ihren Ehrgeiz unter Beweis.

Sarah Köhler ist derzeit Deutschlands Freistil-Königin. Die 24-Jährige aus Hanau galt als Medaillenhoffnung der EM für das deutsche Nationalteam. Sportfrauen hat mit der Schwimmerin gesprochen. Über ihre Motivation, die Anfänge und den großen Traum.

Köhler will der Favoritenrolle gerecht werden

Zu 100 Prozent zufrieden war Köhler mit ihren Auftritt bei der EM 2018 nicht – trotz drei Medaillen. "Es lief nicht ganz rund. Vielleicht waren es im Vorfeld ein paar Trainingseinheiten zu wenig. Aber es ist schwierig, das auf eine einzige Ursache zurückzuführen", sagt Köhler einen Monat später. War es der Druck, der auf ihr lastete? Sie galt als die deutsche Medaillenhoffnung. "Druck von außen habe ich nicht empfunden. Den habe ich mir selbst gemacht und das ist schließlich gut so. Ich wollte die Favoritenrolle erfüllen."

Ehrgeizig und zielstrebig war Köhler schon als Kind. Sie ging regelmäßig am Sonntag ins Schwimmbad – der Papa in die Sauna, Köhler ins Becken. "Ich wollte gleich alle drei Schwimmabzeichen an einem Tag machen", erinnert sie sich und lacht. Mit neun Jahren trat sie dann dem Schwimmverein bei. Wasser hatte sie da längst als ihr Element entdeckt. Sie begann mit kleinen Wettkämpfen, zeigte ihr Können bei den hessischen Meisterschaften und wechselte schließlich 2005 zur SG Frankfurt. Der Sprung in die Karriere.

Köhler liebt Gegner – die sie dann besiegen kann

Sich mit anderen messen und an seine Grenzen gehen – das ist, was Köhler am Schwimmen so liebt. "Nach dem Auspowern fühle ich mich einfach gut." Da macht es auch gar nichts, dass sie auf der Bahn auf sich ganz allein gestellt ist. Im Gegenteil. Schon die bloße Anwesenheit eines Gegners spornt sie an. "Ich merke ja, wenn jemand neben mir ist. Und dann will ich schneller sein", sagt Köhler. Ganz Sportler eben.

Schneller ist Köhler häufig. Neben Deutsche Meistertiteln holte sie 2017 bei der Kurzbahneuropameisterschaft in Kopenhagen über 800 m Freistil den Sieg, wurde Vize-Europameisterin über 400 m Freistil. 2016 nahm sie an den Olympischen Spielen in Rio teil. Und 2018 nun bei der EM Silber über 1.500 Meter Freistil und Bronze mit der deutschen 4 × 200 m Freistil-Staffel.

Ein weiter Weg bis zum großen Traum

Zwischen all den Top-Zeiten hat Köhler einen großen Traum: eine Medaille bei Olympia. Und dafür trainiert die 24-Jährige hart. Zehnmal pro Woche im Wasser plus Einheiten im Kraftraum oder der Turnhalle. "Das ist noch ein ganzes Stück Arbeit, schon allein zwischen einer EM und einer WM ist es ein weiter Weg", sagt Köhler. Und die nächste Station auf diesem Weg: die Kurzbahn-Weltmeisterschaft im Dezember. Damit sie dafür im Herbst gut ins Training einsteigen kann, nimmt Köhler nun an einem Höhentrainingslager in Sierra Nevada (Spanien) teil. Aber im Wasser trainiert sie am liebsten. "Ich will so gut es geht abschneiden", sagt die zielstrebige Schwimmerin. Und für eine, die sich im Wasser fast wohler fühlt als an Land, sind die Trainingseinheiten ja vor allem mit Freude verbunden.

Vorbilder? Sarah Köhler will ihren eigenen Weg gehen

Klar, Köhler hat auch außerhalb des Beckens noch ein Leben. In diesem studiert sie an der Uni Heidelberg Rechtswissenschaften, geht mit Freunden einen Kaffee trinken oder mal zum Essen. "Das klingt total unspekatkulär. Aber es sind die kleinen Dinge, die mich zurück in den Alltag holen und mir auch in stressigen Zeiten helfen", sagt Köhler. Zeit für Freunde ist ihr wichtig, aber es nicht immer einfach. Zumindest Freund Florian Wellbrock sieht sie manchmal im Training – auch wenn die beiden Leistungsschwimmer ganz unterschiedlich trainieren.

Franziska van Almsick? Michael Phelps? Ein Vorbild hat Sarah Köhler in der Schwimmwelt nicht. Braucht sie auch nicht. Die 24-Jährige betont: "Ich versuche so gut es geht meinen ganz eigenen Weg zu gehen." Und bisher ist ihr das sehr gut gelungen.

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Schwimmen, Sportarten am 13. September 2018

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