WBC-Boxweltmeisterin: Tina Rupprecht (25) erfüllt sich einen Traum

Tina Rupprecht (25) hat erneut die Fäuste fliegen lassen ‚Äì und sich den WBC-Weltmeistertitel erkämpft. Ihre Gegnerin aus Costa Rica hatte es ihr allerdings nicht leicht gemacht.

Zehn Runden über je zwei Minuten ‚Äì dann fiel das Urteil. 98:95, 97:94, 97:94. Tina Rupprecht (25) aus Augsburg hatte ihre Gegnerin einstimmig nach Punkten besiegt und sich damit einen Traum erfüllt. Die Profiboxerin des Boxclubs Haan darf sich seit einigen Tagen WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht nennen. "Es war bisher mein härtester Kampf", sagt Rupprecht einige Tage nach dem Erfolg. "Die Gegnerin war wirklich stark und sie hat ein großes Kämpferherz."

Tina Rupprecht im Sportfrauen-Porträt

Ihr Kämpferherz hat auch Rupprecht wieder einmal gezeigt und jede Runde alles aus sich herausgeholt. Im BallhausForum des Infinity Munich Hotels in Unterschleißheim trat sie bei Petko's Fight Night für den wichtigsten Kampf ihrer bisherigen Karriere in den Ring. Ihre Gegnerin: Yokasta Valle aus Costa Rica. Die Mittelamerikanerin, die derzeit in San Jos√© lebt, reiste mit einer enormen Erfahrung und einer guten KO-Quote von 43 Prozent an. Eine Gegnerin, wie sie sich die Augsburgerin wünscht: "Genau das ist es eben, was die Weltspitze ausmacht: Ich will nicht gegen schwache, ausgesuchte Gegner boxen, sondern Kämpfe auf Augenhöhe führen. Das macht Boxen aus und nur so wächst man." Und Rupprecht, 1,52 Zentimeter groß, wuchs an diesem Abend über sich hinaus.

Als sechster Kampf von insgesamt zwölf stand der WBC-Weltmeistertitel auf dem Programm. Rund 300 mitgereiste Augsburger Fans machten ordentlich Stimmung. "Die Stimmung in der Halle war der Wahnsinn. Meine Fans sind extra aus Augsburg gekommen und sie waren mit Abstand die Lautesten", sagt Rupprecht. "Das gibt einem wirklich sehr viel Kraft!" Die konnte sie bei dem antrengenden Kampf über die volle Länge gut gebrauchen. Die Costa Ricanerin war elf Zentimeter größer als Rupprecht und die Augsburgerin durfte sie ihre Reichweite nicht ausnutzen lassen. Das gelang ihr. Runde für Runde konzentrierte sie sich neu und hielt die starke Gegnerin auf Distanz. "In solchen Momenten bin ich besonders dankbar über meinen Trainer Alex in meiner Ecke, der zu jedem Zeitpunkt cool bleibt und genau weiß, wie er das Beste aus mir herausholen kann."

Als die Jury das Urteil verkündet, überrascht das kaum jemanden. Zwar waren die Runden knapp, doch Rupprecht hatte meist die schlagkräftigeren Antworten auf die Aktionen ihrer Gegnerin. "In einem solchen Kampf muss man das Risiko, eine Niederlage einstecken zu müssen, immer in Kauf nehmen. Das gehört beim Sport dazu. Um so mehr freut es mich, gegen eine so starke Gegnerin den WM-Titel geholt zu haben. Von diesem Titel habe ich mein ganzes Leben schon geträumt."

Wenige Tage nach dem Kampf sitzt Rupprecht im Flieger nach Russland. Nicht nur WM im Fußball, sondern für Pressetermine. In Voronezh hat der Boxclub Haan viele Kontakte, unter anderem durch Rupprachts Boxkollegin Tatyana Zrashevskaya. Denn vor dem Kampf ist nach dem Kampf. Zwar will Rupprecht jetzt erst einmal entspannen, sagt sie. Doch das nimmt man der quirligen Studentin kaum ab. Und schnell fügt sie hinzu: "Und dann will ich den Titel verteidigen."

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Kampfsport am 25. Juni 2018

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