Der Mythos von der Hybris – Gibt es das perfekte Training?
Der Mythos von der Hybris – Gibt es das perfekte Training?
SerieGibt es das eigentlich, das perfekte Training? Dieser Frage widmet sich Sportwissenschaftlerin Navina Pertz in Folge 1 unserer neuen Serie "Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern". Und so viel sei verraten: Mit einem einfachen Ja oder Nein lässt sich das nicht beantworten.
Gibt es also das perfekte Training? Ja, im alltäglichen Wortgebrauch von perfekt gibt es das perfekte Training. Vielleicht ersetzen wir perfekt auch einfach durch optimal, also das Bestmögliche. Das bestmögliche Training ist auf dich abgestimmt und es sollte dir Spaß machen. Du sollst dich wohlfühlen bei dem, was du tust und nicht irgendetwas machen, weil jemand gesagt hat, das ist das Richtige für dich. Es ist vermessen zu behaupten, dass es das eine perfekte oder optimale Training gibt. Jeder kennt die Werbeanzeigen, in denen einem so einiges in kürzester Zeit versprochen wird. Hier wird jedoch außer Acht gelassen, dass jeder unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt und jeder eine unterschiedliche Motivation hat. Ich kann also nicht ein Training entwerfen, dass für jeden gleichermaßen erfolgsversprechend ist. Dieses Unterfangen wird dem Einzelnen nicht gerecht. Vor allem dann nicht, wenn das vielschichtige Thema Ernährung mit all seinen Komponenten hinzutritt.
Hier geht's zum Interview mit Sportwissenschaftlerin Navina Pertz.
Training bleibt eine Lebensaufgabe
Nun stellt sich die Frage, wie ich an ein optimales Training gelange. Es gilt selbstverständlich, einige Grundlagen zu beachten. Diese Grundlagen richten sich vor allem nach dem Ziel, das ich verfolge. Denn das absolut wichtigste Trainingsziel und das ist bei jedem gleich: Es muss konsequent durchgezogen werden. Training bleibt eine Lebensaufgabe, ein Wegbegleiter. Aber jeder definiert Training anders und so ist natürlich auch das Ziel variabel. Welche Voraussetzungen bringt der Einzelne mit? Kommen Verletzungen oder Beeinträchtigungen hinzu? Nur unter Beachtung dieser Aspekte ist es möglich, das optimale ergo das perfekte Training zu kreieren. Um Körper und Seele in Einklang zu bringen, um Stress abzubauen, ist Training wichtig und wenn es keinen Spaß, keine Freude, keine Zufriedenheit bereitet, wird die Konsequenz bald verweht sein. Training lebt von Konsequenz.
Trainingsziele können sich verändern
Wenn wir wieder auf die Grundlagen zurückkommen: Ich muss mir bewusst machen, was ich erreichen will. Möchte ich ein lockeres Krafttraining, möchte ich mich völlig auspowern, möchte ich vor allem mein Herzkreislaufsystem trainieren? All das sind Gedanken, die ich vorab tätigen muss. Niemand sagt, es muss immer das eine Ziel bleiben. Ziele verändern sich und Ziele lassen sich kombinieren. Wenn eine Stufe erklommen ist, wartet bereits die nächste. All dies lässt sich nur mit Eigenverantwortung erwirken. Das große Angebot, dass es gibt, sollte ich mir zu Nutze machen, mich informieren, vielleicht jemandem vom Fach zu Rate ziehen und mir ein sinnvolles auf mich abgestimmtes Training modellieren.
Summa summarum ist es wichtig, dass du mit dir und deinem Training zufrieden bist. Dass es also perfekt für den heutigen Tag ist. Sei zufrieden mit dem, was du heute geleistet hast und heb dir die adäquate Anpassung für die Weiterentwicklung deiner Ziele für dein nächstes Training auf. Denn schon Goethe wusste: „Es irrt der Mensch, solang er strebt.“
Über die Serie „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“ auf Sportfrauen: Kein wissenschaftlicher Beitrag aber wissenschaftlich fundiert: In unserer neuen Serie erfahrt ihr wöchentlich mehr über das richtige Training. Abwechselnd klärt euch die Autorin hier über Mythen aus der Trainingswelt auf (1), gibt euch Tipps für mögliche Trainingsinhalte (2) und stellt euch ganz konkrete Übungen (3) vor. Wenn ihr zu einem bestimmten Thema Fragen habt oder Vorschläge für eine neue Folge von „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“, dann schreibt uns an info@sportfrauen.net.
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Erschienen in Tipps und Tricks am 12. Juni 2020
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