Basketball

Neue Serie: Sporttherapeutin Navina Pertz über Trainingsirrtümer

SerieFalsches Training, zu viel Training: Mythen und Irrtümer rund um den Sport gibt es viele. Die Sportwissenschaftlerin und -therapeutin Navina Pertz, die auch Betreuerin der DBB-Damen ist, spricht in unserer neuen Serie darüber, wie es besser geht. Zum Auftakt haben wir sie interviewt.

Navina Petz wird in ihrem Arbeitsalltag oft mit Mythen konfrontiert. Dabei ist sie nicht etwa Geschichtsprofessorin sondern Sportwissenschaftlerin und Sporttherapeutin beim Therapie- und Trainingszentrum Hans Friedl. Die Teambetreuerin der DBB-Damen hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit diesen Mythen rund um Bewegung aufzuräumen. In der nächsten Zeit lest ihr daher immer freitags eine neue Folge von „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“. Bevor es losgeht, haben wir mit ihr über ihre Arbeit, ihr Engagement beim DBB und ihre Trainingsphilosophie gesprochen.

Navina, was genau ist deine Aufgabe als Sporttherapeutin?

„Ich arbeite in einem Trainings- und Therapiezentrum mit verletzten Patienten, die zum Beispiel eine neue Hüfte bekommen haben, oder mit welchen, die ein chronisches Leiden haben. Auch trainieren viele Sportlerinnen und Sportler bei uns, teilweise nach einer Verletzung und um sich fit zu halten.. Dabei arbeite ich Hand in Hand mit den Physiotherapeuten, außerdem haben wir ein großes Kursprogramm.“

Was unterscheidet den Sport- und den Physiotherapeuten?

„Der Physiotherapeut arbeitet eher an der Liege. Bei mir müssen die Patienten selbst aktiv werden, damit Gelenke, Muskulatur und Geist wieder eins werden. Zum Beispiel bei einer Gangschule.“

Bist du deswegen auch zu den DBB-Damen gekommen?

„Nein, das hatte eigentlich gar nichts mit meinem Beruf zu tun. Über einen Zufall bin ich Betreuerin beim A-Kader der Damen geworden. Aber natürlich ist es sehr praktisch, jemandem dabei zu haben, der sich mit solchen Dingen auskennt.“

Kommst du selbst aus dem Basketball?

„Nachdem ich mit dem Turnen aufgehört habe, habe ich tatsächlich auch selbst mal Basketball gespielt. Mit einer Größe von 1,76 Metern war das eindeutig die Sportart, die besser zu mir gepasst hat. Ich habe Regional- und Oberliga gespielt, aber wegen einer Rückenverletzung irgendwann aufgehört. Wenn bei den DBB-Damen aber mal jemand für eine Übung fehlt, springe ich auch mal ein. Außerdem trainiere ich noch eine Jugendmannschaft. Am Rand zu stehen macht mir mittlerweile mehr Spaß. Und ich baue viele Übungen ein, die ich auch in der Sporttherapie nutze. Einfache Übungen, mit denen auch viele Sportler Probleme haben.“

Zum Beispiel?

„Auf einem Bein stehen in verschiedenen Varianten. Macht mal eine Standwaage, dreht den Oberkörper und Kopf zur Seite und schließt die Augen. Die meisten werden das einigermaßen hinbekommen, unterschätzen aber diese Übung doch sehr.“

Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?

„Einfach und konsequent. Jeder hat andere Voraussetzungen zum Training und wir müssen einen Weg finden, individuell zum Ziel zu kommen. Da gibt es viele Wege und Ansätze, die meisten haben auch ihre Berechtigung. Aber trotzdem kursieren gerade im Internet viele Mythen rund ums Training, die entweder einen geringen oder vielleicht sogar negativen Effekt haben.“

Mit welchem Mythos wirst du besonders häufig konfrontiert?

„Häufig bekomme ich von Patienten oder auch im privaten Umfeld das Prinzip „Viel hilft viel“ zu hören. Das lässt sich aber so pauschal nicht sagen. Für jede Person ist ein anderes Training notwendig und gerade zu intensives Training kann schnell nach hinten losgehen, wenn der Körper nicht daran gewöhnt ist. Das kann ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen. Auch denken viele, Sport ist vor allem dann effektiv, wenn man immer bis zur Schmerzgrenze geht. Diese Leute landen dann ganz schnell bei mir in der Therapie, weil sie etwa falsche Muskelpartien angesteuert haben und so in einem Schmerzmuster hängen oder sich eine Verletzung zugezogen haben. Das muss nicht sein. Und deswegen würde ich gerne mit einigen dieser Mythen aufräumen. Dabei bin ich natürlich auch offen für neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft.“

Über die Serie „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“ auf Sportfrauen: Kein wissenschaftlicher Beitrag aber wissenschaftlich fundiert: In unserer neuen Serie erfahrt ihr wöchentlich mehr über das richtige Training. Abwechselnd klärt euch die Autorin hier über Mythen aus der Trainingswelt auf (1), gibt euch Tipps für mögliche Trainingsinhalte (2) und stellt euch ganz konkrete Übungen (3) vor. Wenn ihr zu einem bestimmten Thema Fragen habt oder Vorschläge für eine neue Folge von „Von Mythen und anderen Trainingsirrtümern“, dann schreibt uns an info@sportfrauen.net.


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Erschienen in Basketball, Tipps und Tricks am 07. Juni 2020

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