Spitzensportlerinnen von morgen: Dressurreiterin Anna Middelberg
Spitzensportlerinnen von morgen: Dressurreiterin Anna Middelberg
Die Corona-Pandemie machte eine faire Wahl der Juniorsportler des Jahres 2020 bei der Deutschen Sporthilfe unmöglich – zu viele internationale Wettbewerbe mussten abgesagt werden. Großartige Erfolge feierten einige deutsche Juniorsportler:innen aber dennoch. Wir stellen heute vor: Dressurreiterin Anna Middelberg.
1.176 Kilometer liegen zwischen Pilisjászfalu in der Nähe von Budapest und Glandorf in Niedersachsen, doch das Internet überwindet bekanntlich jede Distanz in Sekundenschnelle. So war zumindest das Ergebnis der Junioren-Europameisterschaft im Dressurreiten schnell bei Mama Silke und den drei zu Hause gebliebenen Geschwistern angekommen: Doppel-Gold für Anna Middelberg – nach dem Sieg im Mannschaftswettbewerb triumphierte die im August noch 17-Jährige auch im Einzel, zudem gab es Silber in der Disziplin Freestyle (Kür).
Foto: Łukasz Kowalski/www.LukaszKowalski.com
Die Medaillen feierte Middelberg („damit habe ich nie gerechnet“) weinend in den Armen ihrer neun Jahre älteren Schwester Petra, die – Pandemie-bedingt – als eine von nur zwei Familienangehörigen mit nach Ungarn reisen durfte. Für Anna eine ungewohnte Situation, gehört ihre komplette Familie doch fest zu ihrem Erfolgsrezept: „Wir sind ein Eingespieltes Team, alle müssen mit, das ist ein Ritual“. Vor dem Wettkampf sind die Aufgaben klar verteilt: Ihre Schwestern helfen bei den Aufgaben im Stall, die Eltern kümmern sich um die Dinge im Hintergrund. Es sind diese Konstanten, die der Schülerin Ruhe und Kraft geben. Dazu zählt neben ihrem Erfolgspferd Blickfang HC auch eine ganz bestimmte Sporttasche: Seit Jahren stellt sie diese vor jedem Wettkampf auf ihren Sattelschrank, befüllt mit einem Frosch aus Plüsch, einem Glücksschwein und einer Schneekugel mit Kleeblatt.
2021 brechen allerdings einige Konstanten weg: Der Klassenwechsel von den Junior:innen zu den jungen Reiter:innen steht an. „Es wird schwer, direkt im ersten Jahr auf das Podium zu kommen, es warten kompliziertere Aufgaben, erfahrenere Konkurrenten und eine neue Kür auf mich“, blickt die ehrgeizige Dressurreiterin demütig in die nahe Zukunft. Daher formuliert sie ihre Ziele erst einmal vorsichtig. Nach den Sichtungslehrgängen will sie bei möglichst allen Sichtungsturnieren für die Junioren-Europameisterschaft dabei sein. Ob es letztendlich auch für eine Teilnahme am Jahreshighlight der neuen Altersklasse reicht, darüber denkt die 18-Jährige aktuell noch nicht nach.
Foto: Łukasz Kowalski/www.LukaszKowalski.com
Fest im Visier hat sie aber das Abitur, das 2022 in den Leistungskursen Kunst, Deutsch und Biologie ansteht. Letzteres Fach verrät, in welche Richtung es nach der Schule gehen soll: Ein Studium der Zahnmedizin peilt Anna Middelberg schon seit längerem fest an. Bereits in jungen Jahren versprach sie sich mit ihren Freundinnen, später Einmal eine gemeinsame Praxis zu eröffnen. Bestärkt wurden Interesse und Berufswunsch von eigenen Problemen mit einer Zahnspange. Der große Fokus auf ihre Ausbildung unterstreicht, dass die seit 2018 Sporthilfe-geförderte Middelberg trotz der großen Erfolge im Reitsport realistisch ist und weiß, wie lange der Weg bis in die Weltspitze ist. Dennoch: Zu einer ähnlich großen Karriere wie der ihres großen Idols Isabell Werth würde die Glandorferin nicht nein sagen.
Erschienen in „go!d – das Magazin der Deutschen Sporthilfe“
Erschienen in Reitsport am 16. Januar 2021
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