Bec Thoresen vom TSV Wasserburg im Interview

Erfolg hat in Wasserburg ein Rezept. Im Interview spricht Flügelspielerin Bec Thoresen über die Zutaten, ihre eigene Stärke und wie es bei ihr weiter geht.

Der TSV 1880 Wasserburg hat souverän den Meistertitel geholt und ist auch sonst immer vorne dabei im deutschen Basketball. Mit ihrer Erfahrung ist Bec Thoresen (39) ein wichtiger Baustein im Erfolgsrezept der Wasserburgerinnen. Die Australierin kämpfte sich nach der Geburt ihrer Tochter eindrucksvoll zurück in den Kader. Ein Gespräch über das Big City Girl, das sich in Wasserburg verliebt hat, den richtigen Platz im Team und den australischen Basketball.

Sie sind nach der Babypause wieder zurück in der ersten Mannschaft und haben gleich wieder den Titel geholt. Hatten Sie das erwartet?

Bec Thoresen:Das Ziel ist immer zu gewinnen und genau danach streben alle Athleten. Ich war für viele Jahre unter den Topbasketballspielerinnen und war immer entschlossen in meiner Bestform zu sein. Natürlich ist es eine Herausforderung nach einer Entbindung körperlich wieder in Topform zu kommen. Das ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stellte. Als Sportlerin ist mein Anspruch immer, das Spiel zu gewinnen, egal in welchem Team ich gerade spiele. Das ist das Ziel, welches alle Sportler immer im Auge haben, und in einem Teamsport gibt es immer eine Möglichkeit für bestimmte Personen den richtigen Platz zu finden.

Und in Wasserburg haben Sie Ihren Platz gefunden?

Bec Thoresen:Wasserburg schafft es jede Saison wieder talentierte Sportlerinnen zusammenzubringen, und ich fühle mich geehrt zum jetzigen Zeitpunkt meiner sportlichen Laufbahn ein Teil davon zu sein. Basketball ist nicht „Mein ein und Alles“, wie es das schon mal für mich war, dennoch lodert in mir immer noch ein Feuer zu gewinnen, erfolgreich zu sein und mich in der bestmöglichsten Kondition zu präsentieren. Das ändert sich auch nicht, wenn man Mutter ist, vielleicht hilft einem das sogar ein wenig, wenn man Mutter ist. Die Erfahrung als Basketballerin und Lebenserfahrung wenn man beides kombiniert, dann hilft einem das vielleicht insgesamt ein besserer Mensch und Athletin zu werden.

Wie schwer war es, nach der Zeit in der Zweiten Liga wieder in der Ersten Fuß zu fassen?

Bec Thoresen:Ich hatte das Glück letzte Saison in einem sehr erfolgreichen Team viele Minuten spielen zu können. Aufgrund dieser Erfahrung konnte ich meine Spielfitness und auch mein Selbstvertrauen sehr schnell wieder zurückgewinnen, dies wiederum ermöglichte es mir relativ viele Spiele der letzten Saison in der ersten Liga dabei zu sein (12-13 Spiele insgesamt). Das machte natürlich den Übergang von der zweiten in die erste Liga in dieser Saison viel leichter. Leider konnte ich am Anfang der regulären Saison noch nicht dabei sein, was ein wenig an meinem Selbstbewusstsein kratzte, dennoch liegt mir Basketball im Blut. Wenn ich unterstützt werde und wenn man Vertrauen in mich setzt, dann kann ich auch all meine Erfahrung auf dem Court umzusetzen.

Sicher profitieren gerade jüngere Spielerinnen davon.

Bec Thoresen:Meine derzeitige Rolle besteht nicht mehr darin, das Team als Spielemacherin oder Scorer anzuführen, was logischerweise zu einem Umdenken bei mir führt, aber da das gesamte Team ungefähr im gleichen Alter ist, glaube ich, dass ich wegen meiner Erfahrung wirklich als Spielführerin hilfreich sein könnte.

Zurück zur vergangenen Saison: Was hat letztlich dazu geführt, dass Wasserburg den Titel so souverän verteidigen konnte?

Bec Thoresen:Wir haben Glück, dass wir in Wasserburg ein Pofiteam haben. Das ist vor allem wichtig im Verlauf der gesamten Saison. Das Team hat viele Spiele zu absolvieren, wir spielen in der Bundesliga, um den Deutschen Pokal und im Eurocup. Daher ist es sehr wichtig, dass die Spielerinnen immer wieder die Möglichkeit bekommen sich zu regenerieren und dass sie trotzdem während all der Spiele an ihrer Athletik arbeiten können. Das genau macht den Unterschied zu den anderen Teams, die in den Playoffs fit sein können. Wasserburg befindet sich in einer sehr guten Situation, da die Spielerinnen spielen, trainieren und sich regenerieren können ohne auf andere Einflüsse wie Arbeit oder Studium, Rücksicht nehmen zu müssen.

Trifft das auch auf Sie als Mutter zu?

Bec Thoresen:Das stellt auch für mich einen großen Vorteil dar, dass ich zwei Mal täglich trainieren kann, sogar mit einem Kind. Aber ich denke es ist auch optimal für das Team, nicht nur das, es ist meiner Meinung nach sogar notwendig. Keltern zum Beispiel spielte verletzungsbedingt mit einem völlig anderen Team in den Playoffs als am Anfang der Saison. Das war für uns gut, aber es war auch Teil des guten Managements, dass wir genau eine derartige Situation vermeiden konnten.

Sie scheinen sich in Wasserburg wohlzufühlen. Woran liegt es?

Bec Thoresen:Wasserburg ist die Stadt, in der ich mit meinem Mann zum ersten Mal zusammengezogen bin. Wasserburg hat dadurch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Wasserburg ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Aktivitäten, was mir als „Stadtmädl“ „big city girl“ sehr entgegenkommt. Aber ich glaube, was mich an Wasserburg am meisten fasziniert, das sind die Menschen, die mich so warmherzig und mit offenen Armen empfangen haben. Die Wasserburger Fans, die mich über die Jahre hinweg so tatkräftig unterstützt haben und die Wasserburger sind der Grund dafür, dass ich mich in diese Stadt einfach verlieben musste. Die Fans haben mich in guten Zeiten unterstützt und auch in nicht so guten Zeiten immer an mich geglaubt, das bedeutet mir mehr als ich in Worte fassen kann.

Sie haben hier also eine Familie gefunden.

Bec Thoresen:Mein Mann und ich leben hier ohne unsere Familien, deshalb war das Netzwerk der Basketballer so etwas wie eine erweiterte Familie für mich. Mit einigen hat sich eine enge Freundschaft entwickelt, aber die gesamte Basektballfamilie hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen. Ich fühle mich schon fast wie eine richtige „Wasserburgerin“, trotzdem habe ich so meine Schwierigkeiten mit der bayerischen Sprache.

Erste Liga und Familie daheim: Klappt das oder ist es sehr schwierig?

Bec Thoresen:Es wäre gelogen wenn ich sagen würde es ist einfach, aber das Leben ist nun mal nicht leicht. Mein Mann ist mir eine wahre Stütze, ohne ihn hätte ich schon vor langer Zeit aufgeben müssen. Meine Tochter ist ein kleiner Engel und ich habe wegen ihr noch kein einziges Training absagen müssen. Ich habe immer gesagt, wenn ich mal das Glück habe ein Kind zu bekommen, dann werde ich Basketball an den Nagel hängen, denn mein Leben sollte sich dann nur um mein Kind drehen.

Hat wohl nicht ganz geklappt ;)

Bec Thoresen:In der Realität sieht das etwas anders aus, ich habe meine Meinung völlig revidiert. Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie, das stimmt noch immer, aber mein Leben hat mir auch gezeigt, dass Basketball eine wichtige Rolle einnimmt, sowohl als Beruf und auch als Hobby. Ich habe über die Jahre hinweg so viel Kraft, Zuversicht, Entschlossenheit und gesunden Ehrgeiz aus diesem Sport gewonnen, und genau das sind auch die Charaktereigenschaften, die ich als gute Mutter brauche. Ganz nebenbei erwähnt, ist es natürlich auch eine Herausforderung für alle Mütter körperlich fit zu bleiben, aber wenn man das schafft, dann hilft es dir auch als Mutter. Basketball ist ein Teil meines Lebens und es hilft mir auch eine bessere Mutter zu sein, deshalb will ich einen Weg finden das eine mit dem anderen zu verbinden.

Wie geht es bei Ihnen weiter? Bleiben die dem TSV treu?

Bec Thoresen:In irgendeiner Art werde ich dem TSV sicher erhalten bleiben. Wie genau, entscheiden wir im Moment noch. Ich denke, ich habe sehr viel Erfahrung, die ich einbringen kan, und ich weiß auch, dass ich immer noch auf diesem Niveau mitspielen kann. Das ist einerseits sehr nett, andererseits schwierig, da Wasserburg sicher neue Spielerinnen bringen wird, die auch alle spielen wollen. Ich bin realistisch und verstehe das alles, aber ich muss auch das tun, was gut für meine Familie ist. Ich liebe diesen Sport, ich mag den Kick und habe immer noch Spaß am Spielen. Schauen wir mal was die Zukunft bringt, aber ich lebe nun in Wasserburg und aus dieser Perspektive werde ich hier in der Altstadt sein.

Als Australierin kennen Sie auch die Ligen dort. Gibt es einen zu den Ligen in Deutschland?

Bec Thoresen:Ich denke da gibt es keinen so großen Unterschied im oberen Bereich. Beide Nationaligen sind stark und gut organisiert. Vielleicht ist die australische Liga stärker, da sie jährlich viele WNBA Spielerinnen hervorbringt. Der große Unterschied, den ich erkennen kann, ist die Struktur im Bereich der Jugendarbeit. In Australien, gibt es sehr viele Spielerinnen, die man früh als Talent entdeckt, man erwartet mehr Engagement im Training. Zum Beispiel, schon mit 14-15 Jahren habe ich sieben mal pro Woche trainiert - plus mindestens zwei Spiele. Gleichzeitig muss man das Abi schaffen, und das ist normal dort.

Basketball hat dort vielleicht einen anderen Stellenwert.

Bec Thoresen:Alles wird über eine nationale Ebene gesteuert und alle Sportlerinnen fühlen sich geehrt ihren Staat oder ihr Land zu vertreten, auch wenn sie dafür nicht bezahlt werden. Alle Vereine sind ähnlich strukturiert, und das führt vielleicht auf internationaler Ebene zu einem größerem Erfolg. Das australische Nationalteam gehört zu den zwei besten Teams der Welt, obwohl wir nur eine Bevölkerung von 20 Millionen Menschen in Australien haben. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht hat Basketball ein anderes Ansehen in Australien, aber da ich dieses australische Ausbildung durchlaufen habe, befand ich mich auf internationaler Ebene in einer sehr guten Position.

Danke Bec Thoresen für das Gespräch. SportFrauen wünscht dir viel Erfolg weiterhin, im Basketball und mit deiner Familie!

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Basketball am 14. Juni 2017

Weitere Artikel