Handball Champions League: THC in Norwegen zu Gast

In der Handball Champions League muss der Thüringer HC beim norwegischen Meister Vipers Kristiansand ran. Der steht auf Platz zwei der Gruppe.

Der Lernprozess geht am Wochenende in Norwegen weiter. Der Thüringer HC hat am Mittwoch einen hart erkämpften Arbeitssieg bei den HSG Bad Wildungen Vipers eingefahren. Bei der andauernden Verletzungsmisere waren nur noch acht Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen dabei. Zum Glück ist Spielregisseurin Iveta Luzumova wieder am Ball, und das mit eindrucksvollem Comeback. Mit zehn Toren war sie am Sieg überdeutlich beteiligt. Dem dezimierten Kader bleibt keine Zeit zum Verschnaufen. Freitag früh um 5 Uhr geht es mit dem Bus nach Berlin, von dort im Flieger nach Oslo. In Kristiansand trifft die Mannschaft im zweiten Hauptrundenspiel, am Samstag 02.Februar um 18:15 Uhr, auf den norwegischen Meister Vipers Kristiansand. Der hat sich mit seinem Auftaktsieg in Ljubljana bei Krim Mercator, an CSM Bukarest vorbei, auf Platz zwei in der Gruppe vorgeschoben.

Nach der EHF Champions League mit einem sehr guten Spiel der THC-Mannschaft gegen Budapest, mit einer knappen Niederlage, die sich für Herbert Müller „wie ein Sieg anfühlt“, musste am gestrigen Mittwoch die Mannschaft in Bad Wildungen ran. Dort hatte man im Vorjahr überraschend verloren, entsprechend vorgewarnt war das Team. In der Bundesliga darf man sich nach dem Punktverlust in Bietigheim, im Kampf um die deutsche Meisterschaft keinen weiteren Ausrutscher leisten. Dennoch ist Herbert Müller mit der Hinrunde insgesamt zufrieden. „Ein Sieg vor dem Optimum, in Bietigheim kann man verlieren, muss man aber nicht. Bei ein wenig mehr Konzentration war sogar eine Null-Niederlagen-Runde drin. Einziger Wermutstropfen ist die lange Verletztenliste.“ Für Herbert Müller geht der Dreikampf an der Spitze indes weiter, „bis zum Saisonende, entschieden ist gar nichts“.

Der amtierende deutsche Meister kam gut ins Spiel, ließ aber eigene Chancen aus und bekam keinen Zugriff in der Abwehr. Eine Frage der Kraft? Klar, auch, nach dem Sonntagspiel gegen Budapest. Nun war auch noch Kerstin Wohlbold erkrankt und konnte nicht mitreisen. Zum Glück war Iveta Luzumova wieder dabei und zeigte ein überragendes Comeback. Jeder konnte sehen, wie wertvoll sie für den Thüringer HC ist. Auf der anderen Seite steigerte sich die HSG Bad Wildungen und Romy Morf-Bachmann machte mit zehn Treffern, das Spiel ihres Lebens. Trotzdem schien das Spiel beim 19:25 aus Vipers-Sicht für den THC zu laufen. Für Herbert Müller zieht sich derzeit „wie ein roter Faden durch das THC-Spiel, dass ein einmal herausgespielter Tore-Vorsprung wieder hergegeben wird, durch eigene Fehler – verworfene Siebenmeter, unkonzentrierte Würfe, Würfe neben das leere Tor beim sieben gegen sechs. Da setzte Routinier Jana Krause zum Glück rechtzeitig ein Zeichen, hielt stark, entschärfte freie Würfe, parierte einen Strafwurf, traf selbst ins verwaiste Vipers-Tor. Bad Wildungen kämpfte sich bis auf ein Tor heran, bevor der THC in den Schlussminuten die Nerven behielt. Da ragte Linksaußen Jovana Sazdovska noch mal aus dem Team heraus, machte selbst wichtige Tore und fing zwei Würfe der Vipers ab. Ihr Trainer bedachte sie ob ihres bisher besten Spieles beim THC mit einem extra Lob. „Am Ende war es ein Arbeitssieg und das Wichtigste daran sind die Punkte, die gewonnen wurden“, sagt abschließend der Trainer.

So ernst wie in der Bundesliga um jeden Punkt gekämpft werden muss, so mit Freude und ohne Druck soll die Mannschaft in der EHF Champions League auftreten. In der Bundesliga ist der Thüringer HC verdammt und verpflichtet zu gewinnen, den Druck baut der Trainer in der Champions League erst gar nicht auf. Der Lernprozess auf höchstem Niveau soll weitergehen. Dort liegt der Schwerpunkt auf dem “sich Messen mit den Besten der Welt. Mit Spaß am Handball, mit einem Lächeln im Gesicht gegen große Gegner antreten“, sagt Herbert Müller immer mal wieder. Er weiß, dass ein deutsches Team die Königsklasse nicht gewinnen kann. Es macht ihn um so stolzer, dass der THC das einzige deutsche Team ist, welches auf diesem Weltniveau vertreten ist, und das nun schon zum sechsten Mal in Folge in der Hauptrunde. Nach Norwegen geht es mit nur einer Wechselspielerin auf der Bank. Bei diesem Kräfteverschleiß gibt es nicht einmal ein Training sechs gegen sechs. Dort trifft die Mannschaft auf die halbe norwegische Nationalmannschaft und mit Katrine Lunde auf eine der besten Torhüterinnen der Welt. Die hat allein in der norwegischen Auswahl, in Györ oder Rostow am Don so alles gewonnen, was es im Frauenhandball zu gewinnen gibt. Herbert Müller mag die Art, wie die Norwegerinnen Handball spielen, auch wenn der THC da noch nicht viel geholt, aber schon gegen Larvik HK oder Glassverket Elite Drammen gewonnen hat.

Iveta Luzumova ist wieder voll dabei, Kerstin Wohlbold fährt nicht mit in den Norden. Alle anderen Verletzten sind noch nicht wieder fit. Bei Alicia Stolle gibt es erste Fortschritte. Auf den Hallenboden kehrt sie frühestens in zwei Wochen zum Training zurück. Sie wird intern in aller Ruhe wieder aufgebaut. Am Nationalmannschaftslehrgang, zu dem insgesamt acht THC-Spielerinnen eingeladen sind, wird sie noch nicht teilnehmen.

Verfasst von HaJo Steinbach / THC

Erschienen in Handball am 01. Februar 2019

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