Knapp verloren: Deutschland verpasst EM-Halbfinale

Deutschland hat das erste Halbfinale bei einer Europameisterschaft seit 2013 verpasst. In einem denkbar knappen Spiel verloren die Schmetterlinge vor 10.000 Zuschauern in der Atlas Arena in Łódź mit 2:3 (25-22, 16-25, 19-25, 25-17, 11-15) gegen Polen. Am Ende flossen Tränen bei den Spielerinnen, die dennoch stolz auf ihre Leistung sein konnten.

Shootingstar Camilla Weitzel gelingt der erste Punkt für Deutschland im Viertelfinale gegen Polen. Doch nach einem nervösen Start liegen die Schmetterlinge schnell mit vier Punkten hinten. Gegen Mitte des Satzes fängt sich das Team von Felix Koslowski und geht beim Spielstand von 13:12 in Führung. Deutschland baut die Führung sogar bis auf vier Punkte aus und führt zwischenzetlich 21:17.

Dann eine Schrecksekunde in der Crunchtime. Zuspielerin Denise Hanke muss verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Pia Kästner kommt rein und bringt gemeinsam mit der Mannschaft den Erfolg im ersten Satz nach Hause. Ein Baustein der gute Aufschlag. Das DVV-Team erlaubte sich nur einen einzigen Aufschlagfehler.

Zu viele eigene Fehler

Im zweiten Satz startet Felix Koslowski mit Pia Kästner auf der Zuspielposition. Bringt beim Stand von 4:9 Kapitänin Denise Hanke aber wieder zurück auf das Feld. Durch zahlreiche Fehler bringt sich Deutschland im zweiten Durchgang selbst um eine gute Ausgangslage und liegt zeitweise mit sieben Punkten im Rückstand. Und die Fehler auf Seiten der deutschen Mannschaft lassen nicht nach. Der Bundestrainer gönnt Louisa Lippmann und Jana-Franziska Poll eine Pause und schickt Ivana Vanjak und Kimberly Drewniok aufs Feld. Deutschland probiert noch etwas Schadensbegrenzung zu betreiben, doch der Satz geht an Polen (16-25).

Mit dem Satzerfolg im Rücken spielt sich Polen in einen Rausch. Auch im dritten Durchgang läuft Deutschland von Anfang an einem Rückstand hinterher. Vor allem die Aufschlagserie von Mittelblockerin Kakolewska wiegt schwer. Bis auf drei Punkte kommt Deutschland nochmal ran, doch am Ende heißt es 19-25. Nach vier Blocks im ersten Satz kamen in den weiteren zwei Durchgängen nur ein einziger dazu. Zu wenig gegen die physisch starken Polinnen.

Deutschland kämpft sich zurück

Im vierten Satz wechselt Koslowski auf zwei Positionen. Lena Stigrot und Lisa Gründing kommen für Jana-Franziska Poll und Camilla Weitzel ins Spiel. Doch wieder zieht der Gastgeber dank starker Aufschläge ihrer Kapitänin früh davon. Deutschland gibt nicht auf und will unbedingt in den Tiebreak. Ab Mitte des Satzes ist es der wiedererstarkte Aufschlag, der für die Wende sorgt. „Man muss der Mannschaft riesigen Respekt zollen, auch heute hat sie einen unheimlichen Charakter gezeigt,“ sagt Felix Koslowski.

Der Tiebreak wird dann von unfassbaren Aufschlägen der 2,02m großen Magdalena Stysiak dominiert. Mit vollem Risiko gelingt ihr im entscheidenden Moment alles. Die Annahmeprobleme in dieser Phase kann das deutsche Team nicht mehr ausmerzen. Dramatisch verliert Deutschland das erste Spiel bei dieser EM im Tiebreak und muss nach Hause fahren.

Tränen über das knappe Ausscheiden

„Diese Mannschaft hat eine riesige EM gespielt und hätte es wirklich verdient gehabt im Halbfinale zu stehen.“ Die Tränen können die Schmetterlinge nicht verbergen, zu nah dran, war man an einem Platz unter den besten vier Teams der EM. DVV-Präsident René Hecht bedankte sich im Anschluss: „Es war eine Freude euch zuzusehen, macht weiter so,“ lauten seine Worte an die Nationalmannschaft.

Für diese ging es in der Nacht noch zurück. Gegen 3:30 Uhr startet der DVV-Tross in Richtung Flughafen und verteilt sich dann auf die einzelnen Städte. Währenddessen steigen am Samstag und Sonntag in Ankara die Halbfinals sowie Finalspiele der EM, für die sich Weltmeister Serbien, Vize-Weltmeister Italien, die Türkei und Polen qualifiziert haben.

Verfasst von Volleyball-Verband

Erschienen in Volleyball am 05. September 2019

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