Profiboxerin Tina Rupprecht verteidigt ihren WM-Titel

Sechs Zentimeter kleiner, erfahrener, giftiger: Tina Rupprecht verteidigte im Sportpark Kühbach bei Petko's Fight Night ihren WBC-Weltmeistertitel im Minimumgewicht. Ihre Gegnerin Niorkis Carreno aus Venezuela konnte die Augsburger Profiboxerin nicht stoppen.

Nach der neunten Runde ist klar: Niorkis Carreno kann nach Punkten nicht mehr gewinnen. Sie braucht einen K.O., um der amtierenden Weltmeisterin Tina Rupprecht den Titel noch zu nehmen. Die Bilanz spricht für sie: Die 20-Jährige hat in neun gewonnen Kämpfen siebenmal durch K.O. gewonnen. Nur so kann sie noch den Gürtel im WBC-Minimumgewicht nach Venezuela holen. Doch Tina Rupprecht hatte bereits vor dem Kampf angekündigt:"Der Titel bleibt im Schwabenland." Und entsprechend konzentriert ging die Augsburgerin daher auch in Runde zehn.

Rupprecht, 25 Jahre alt, 1,53 Meter groß, rote Ecke. Als sie in die Halle im Sportpark Kühbach einläuft, ist sie ganz bei sich. Sie springt nicht herum, boxt nicht in die Luft, jubelt nicht den zahlreichen Fans in der Halle zu. Rupprecht ist 100 Prozent konzentriert. Anders ihre Gegnerin in der blauen Ecke. Carreno, 20 Jahre alt, 1,59 Meter groß, tippelt in die blaue Ecke, macht ihrer Anspannung mit ein paar Schlägen Luft. Es ist ihr erster Kampf außerhalb ihres Landes. Erst in diesem Jahr hat sie mit dem Profiboxen begonnen und aufgrund guter Leistungen gleich einen WM-Kampf bekommen. Zehn Runden à zwei Minuten muss sie nun ihr Können unter Beweis stellen.

Tina Rupprecht fokussiert die unbekannte Gegnerin

Die Klingel für die erste Runde ertönt, durch die Halle schallen "Tina, Tina"-Rufe. Kaum ein Zuschauer bleibt auf seinem Sitz. Jeder will "Tiny Tinas" Schläge mitverfolgen. Und die haben es in sich. Gleich zu Beginn platziert die Studentin aus Augsburg ein paar harte Rechte. Voll fokussiert nimmt sie ihre Gegnerin ins Visier, die Deckung immer oben, die Fäuste immer für den nächsten Schlag bereit. Es war gar nicht so einfach für sie, sich auf die Gegnerin einzustellen. Es existieren keine Videos. "Wir wussten nicht wie sie boxt. Nach der ersten Runde musste ich mich schnell auf sie einstellen", wird Rupprecht nach dem Kampf sagen. Das ist ihr gut gelungen.

Jede Runde geht nach Punkten an sie. Schneller, dynamischer, aktiver geht sie in den Kampf. Carreno fehlt es an Ideen, um der flinken Rupprecht tatsächlich gefährlich zu werden. Doch ganz leicht macht sie es ihr nicht. In Runde drei verpasst sie ihr einen Cut über dem linken Auge, ihre Schläge zeugen von enormer Kraft. Doch zu oft schlägt sie vorbei, wenn Rupprecht blitzschnell unter ihren Fäusten hindurch taucht.

Tina Rupprecht verteidigt ihren Weltmeistertitel

96:92, 97:91, 96:92: Die Punkte sprechen am Ende klar für Rupprecht. Von einem K.O. war Carreno auch in Runde zehn weit entfernt. Der Titel bleibt– wie von Rupprecht angekündigt – im Schwabenland. Verdient. Zu keiner Sekunde hat Rupprecht ihre Gegnerin falsch eingeschätzt, ihr zu viel Raum gelassen. "Man muss immer 100 Prozent da sein. Sie ist gut reingegangen, da muss man immer aufpassen", sagt die Augsburgerin nach dem Kampf. Sie kündigt an, dass sie noch lange weiterboxen will. In der Weltrangliste liegt sie derzeit auf Rang 8. Dass sie es weiter nach oben schaffen kann, daran lässt die 25-Jährige keinen Zweifel.

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Kampfsport am 19. Dezember 2018

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