Schwimm-EM 2018 in Glasgow: Qualifikation mit deutschem Rekord

Bei der EM-Qualifikation im Beckenschwimmen eröffnet Sarah Köhler die heiße Phase mit einem Deutschem Rekord.

Wer aus Deutschlands Schwimm-Elite schnappt sich die Tickets für die Schwimm-Europameisterschaften 2018 in Glasgow? Diese Frage klärt sich final erst zum Ende dieses Monats, denn am 29. April endet der dreimonatige Qualifikationszeitraum, in dem die besten Beckenschwimmerinnen und -schwimmer des Landes die Chance haben, die vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) vorgegeben Normzeiten zu knacken. Bis dahin erwarten Schwimm-Deutschland garantiert dreieinhalb Wochen voller Spannung! Für den ersten Paukenschlag der finalen Phase sorgte gestern Sarah Köhler mit einem neuen Deutschen Rekord über 1.500m Freistil der Frauen.

Köhler verbessert Deutschen Rekord erneut

Am gestrigen ersten Wettkampftag der stark besetzten Swim Open in Stockholm hat die Frankfurterin Sarah Köhler für einen neuen Deutschen Rekord über 1.500m Freistil gesorgt. In 15:59,83 Minuten ließ sie die gesamte Konkurrenz hinter sich und unterbot ihre eigene alte nationale Bestmarke um minimale um zwei Hundertstelsekunden. Köhler war bei der Universiade in Taipeh im vergangenen Jahr als erste deutsche Schwimmerin überhaupt unter der magischen 16-Minuten-Marke geblieben.

Ebenfalls für sehr erfreuliche Schlagzeilen und den zweiten deutschen Sieg des Tages in der schwedischen Hauptstadt sorgte Henning Mühlleitner über 400m Freistil. Der 20-Jährige Neckarsulmer blieb in 3:46,98 Minuten deutlich unter der vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) geforderten Normzeit für U23-Athleten (3:48,15). Mühlleitner ist der bisher fünfte EM-Normknacker des DSV.

Direkt hinter ihm schlug Florian Wellbrock auf Rang zwei an. In 3:47,17 unterbot auch er die EM-Norm für die jüngeren Jahrgänge. Damit ist der 20-Jährige der erste DSV-Athlet, der seine EM-Tauglichkeit bereits über zwei Strecken nachweisen konnte. Über 1.500m Freistil steht der Magdeburger bereits seit Ende Februar auf dem Zettel von Chefbundestrainer Henning Lambertz.

Wer hat bereits Normzeiten erfüllt?

Noch ist die Liste der Normknacker kurz. Neben Köhler, Wellbrock und Mühlleitner sind Leonie Beck (Würzburg, 800m Freistil) und Damian Wierling (Essen, 50m Freistil) die weiteren Athleten, die bereits Normzeiten für die Europameisterschaften in Glasgow im Sommer knacken konnten.

Warum es bisher nur fünf potenzielle EM-Fahrer sind, erklärt der Chefbundestrainer: ‚ÄûDie Sportler versuchen grundsätzlich, ihre Form über einen möglichst langen Zeitraum aufzubauen und sind deshalb erst zum Ende des Qualifikationszeitraums in der Lage, ihre Top-Leistung abzurufen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bisher nur vereinzelt Normzeiten geknackt wurden. Jetzt im April wird es allerdings ernst! Die heiße Phase beginnt! Das sieht man auch bei vielen anderen Nationen, die ihren Formaufbau ähnlich steuern und in den kommenden April-Wochen ihre nationalen Qualifikationswettkämpfe austragen.‚Äú

Warum gibt es diesmal einen Qualifikationszeitraum?

Wann und bei welchem Meeting die EM-Normen angegriffen werden, ist den DSV-Assen diesmal völlig selbst überlassen. ‚ÄûIn den vergangenen Jahren gab es immer wieder nachvollziehbare Beschwerden von Athleten und Heimtrainern, dass der Abruf von Top-Leistungen sowohl beim Qualifikationswettkampf als auch beim anschließenden internationalen Saisonhöhepunkt aufgrund unpassender Zeitabstände zueinander nicht möglich war‚Äú, so Lambertz.

Dass diese Kritik im Verband nicht auf taube Ohren gestoßen ist, macht der Chefbundestrainer deutlich: ‚ÄûDer DSV hat sich dieser komplexen Problematik angenommen und seine vertraglichen Partnerschaften mittlerweile so ausrichten können, dass wir in diesem Jahr erstmals den Sportlern und Heimtrainern einen sehr großen Spielraum bieten können, was die Qualifikation für den internationalen Saisonhöhepunkt und damit den individuellen Formaufbau betrifft. Dies ist gleichzeitig ein großer Vertrauensvorschuss, den der DSV den Athleten und Heimtrainern gewährt. Wir sind uns aber sicher, dass wir dieses zusätzlich geschenkte Vertrauen in Form von starken Leistungen unserer Mannschaft bei der EM in Glasgow zurückbezahlt bekommen.‚Äú

Wann und wo wird es jetzt spannend?

Blickt man auf die kommenden Wochen bis Ende April, so lassen sich in Deutschland und Europa eine ganze Reihe hochklassiger Schwimm-Wettkämpfe ausmachen, an denen deutsche Athleten schon in den vergangenen Jahren gerne teilgenommen haben und die für Angriffe auf Vorlauf- und Finalnormen in Frage kommen. Dies sind z.B. die Swim-Open in Stockholm (05. - 08.04.), die Danish Open 2018 in Kopenhagen (12. ‚Äì 15.04.), das Swim-Festival in Bergen, der Swim-Cup in Eindhoven (beide 13. - 15.04.) sowie die German Open 2018 in Berlin (20. - 22.04.).

‚ÄûAls DSV werden wir im April beim Meeting in Eindhoven und bei den German Open in Berlin zwei große Maßnahmen durchführen‚Äú, blickt Lambertz voraus. ‚ÄûDiese Maßnahmen sind Teil einer Kooperation des DSV mit dem Niederländischen Schwimmverband, über die ich mich sehr freue. Die Niederländer zählen seit Jahren zu den stärksten Schwimm-Nationen Europas. Durch die Kooperation werden wir als DSV mit einer großen und starken Mannschaft beim Swim-Cup in Eindhoven vertreten sein. Im Gegenzug reisen die Niederländer eine Woche später nach Berlin zu den German Open. Dies ist für alle Beteiligten gewinnbringend: Die jeweiligen Ausrichter freuen sich über ein attraktives Teilnehmerfeld und die Athleten über starke Konkurrenz, die zu Top-Leistungen anstachelt.‚Äú

Was gilt es bei der EM-Qualifikation noch zu beachten?

Wichtig: Für die Europameisterschaften, die in diesem Jahr im Rahmen der ersten European Games ausgetragen werden, kann der DSV pro Einzelstrecke bis zu vier Sportler nominieren. Wie schon im vergangenen Jahr gibt der DSV harte Normzeiten für die offene Klasse vor. U23-Sportler (Jahrgang 1996 oder jünger) können sich über abgeschwächte Normzeiten für die EM qualifizieren.

Auch die Qualifikationszeiten für die Staffeln wurden im Vergleich zu zurückliegenden Jahren vom DSV herabgesetzt. ‚ÄûWir wollen in Glasgow über unsere Staffeln angreifen. Wir wollen damit ein Zeichen setzen, es ist ein Aufbruch mit Blick auf 2020‚Äú, motivierte der Chefbundestrainer Deutschlands Schwimm-Elite zum Jahreswechsel.

War der DSV bei den zurückliegenden internationalen Highlights nur mit kleineren Teams vertreten, zeichnet sich für die EM 2018 wieder eine große Mannschaft ab. ‚ÄûEin Team zwischen 30 bis 35 Aktiven ist möglich‚Äú, prognostiziert der Chefbundetrainer. ‚ÄûÜber die Staffeln können sich durch die Absenkung der Normen wieder mehr Athleten für die EM qualifizieren. Und ich hoffe, dass sich die Leute ein Bein ausreißen werden, um in die Staffeln zu kommen.‚Äú

Verfasst von DSV

Erschienen in Schwimmen, Sportarten am 09. April 2018

Weitere Artikel