Mit Kampfgeist und Ehrgeiz: THC-Spielerin Meike Schmelzer im Porträt

Dreimal Meisterin und noch lange nicht genug: Meike Schmelzer (25) vom Thüringer HC hat noch viele Ziele. Eine Kämpferin im Sportfrauen-Porträt.

Meike Schmelzer ist 15 Jahre alt, als in ihrem Knie ein Knorpelschaden festgestellt wird. Es folgt eine OP, sie bekommt ein Transplantat. Dann die Reha. Dort zieht sich Schmelzer ein Patellaspitzensyndrom zu – insgesamt darf sie zwei Jahre lang nicht Handball spielen. Für viele wäre das ein Grund gewesen, den Traum aufzugeben. Den Traum vom Profisport. Nicht aber für die ehrgeizige, talentierte Spielerin aus der Nähe von Mainz. "Mit der Verletzung ist für mich eine Welt zusammengebrochen", sagt Schmelzer (28), Bundesligaspielerin beim Thüringer HC, heute. "Es war keine Frage, dass ich alles versuchen würde, um wieder spielen zu können."

Die Liebe zum Handball entdeckte Schmelzer schon früh. Mit drei Jahren stand sie in der Halle, schließlich spielten ihre Eltern damals selbst Handball. Mit sieben Jahren stieg sie selbst ins Training ein. "Ich spiele Handball seit ich denken kann." Es ist der Mannschaftssport, der Schmelzer von Beginn an reizt. "Ich bin unter Menschen, spiele gemeinsam mit Freundinnen. Das ist richtig cool", sagt Schmelzer. Die Leidenschaft hört man ihr bei jedem Satz an.

Schmelzer präsentiert sich auf der Bühne für junge Spielerinnen

Schon vor ihrer Verletzungspause war Schmelzer nah dran an ihrem Traum von einer Karriere im Handball. Sie bekam die Möglichkeit, sich in der Rheinhessen-Auswahl zu präsentieren. Im C-Jugend-Alter folgte ein Lehrgang des Deutschen Handballbunds (DHB) mit Talenten aus Süddeutschland. "Da habe ich zum ersten Mal realisiert, dass es mit der Handball-Karriere etwas werden könnte", erinnert sich Schmelzer. Nach der Reha-Zeit knüpfte sie daran an. Sie spielte bei Mainz 05 erst in der dritten, dann in der 2. Bundesliga. "Eine gute Bühne für junge Spielerinnen."

IMG_1530.jpeg Kreisläuferin Meike Schmelzer im Trikot des Thüringer HC. Foto: Franziska J. Braun

Und dann klingelte das Telefon. Dran war Herbert Müller, Trainer des Bundesligisten Thüringer HC. "Er hat gefragt, ob ich mir den THC mal ansehen möchte. Das war ein großer Schritt für mich und vor allem eine Riesen-Chance." Seither sind über vier Jahre vergangen, Schmelzer startet nun in ihre fünfte Saison mit Deutschlands Top-Verein, dem amtierenden Meister. Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen.

Ihre Eltern unterstützen Schmelzer bei der Karriere

Das erste Bundesliga-Spiel, der erste Auftritt in der Champions League, das erste Mal in der Nationalmannschaft: Schmelzer kann die schönen Erlebnisse nicht auf einen Moment reduzieren. Ihre Eltern haben einen erheblichen Anteil daran. Nicht nur die Liebe zum Handball hat sie von ihnen gelernt. Sie hat auch viel Unterstützung erfahren. "Sie waren immer für mich da und haben mich gestärkt", sagt Schmelzer.

Jeden Tag Training, Spiele am Wochenende, zusätzlich Kraft- und Stabilisationstraining. Das sportliche Pensum der Bundesliga-Spielerin ist hoch. Für andere Hobbys bleibt da kaum Zeit. Schließlich studiert die 25-Jährige auch: Sportmanagement und Wirtschaftswissenschaften."Ich kann mir gut vorstellen, nach der Handball-Karriere weiter im Sportbusiness zu arbeiten", sagt sie. Doch bis dahin hat sie noch sportliche Ziele.

Schmelzer hat EM in Frankreich zum Ziel

Drei Meisterschaften hat Schmelzer mit dem THC gewonnen. "Aber noch nie den Pokal. Es liegt in der Natur des Sportlers, dass man immer mehr erreichen will. Ich bin defintiv noch nicht satt", sagt Schmelzer. Auch ihr Engagement in der Nationalmannschaft will sie ausbauen. Ihr Ziel ist die EM diesen Dezember in Frankreich – doch die Konkurrenz auf ihrer Position als Kreisläuferin ist groß. Daher heit es für die 25-Jährige, vom ersten Saisonspiel an Leistung zu zeigen. "Dann werde ich hoffentlich zum Lehrgang im September eingeladen."

Und wenn es nicht klappt? Schmelzer musste in ihrer Laufbahn bereits lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Vergangenes Jahr war sie Teil des erweiterten WM-Kaders – wurde aber letztlich nicht nominiert. "Es können nur 16 Mädels spielen und die Entscheidung des Trainers musste ich akzeptieren", sagt Schmelzer. "Klar war ich enttäuscht. Aber ich habe dann versucht, den Kopf freizubekommen und eben in der Liga wieder neu durchzustarten."

Mit dem THC will sie den Pokal holen

Das hat Schmelzer auch in der Saison 2018/19 vor. Mit dem THC geht es Anfang August ins Trainingslager. Dass der Verein wieder oben mitspielen will in der Liga, ist keine Frage. Außerdem steht der Pokal auf der Liste und eine gute Performance in der Champions League. "Unsere Stärke ist, dass wir alle füreinander einstehen und unser Trainer uns richtig motiviert", fasst Schmelzer das Erfolgsgeheimnis des Vereins in Worte.

Ob auf nationalem oder internationalem Parkett: Schmelzer zieht immer den linken Schuh vor dem rechten an. Ein Ritual, das sich eben so ergeben habe. "Ich bin dadurch voll fokussiert", sagt sie. Fokussiert ist sie schon seit über 20 Jahren und ihr Ehrgeiz hat sie weit gebracht. Und Schmelzer hat noch lange nicht genug.

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Handball am 23. Juli 2018

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