Thüringer HC holt mit finalem Wurf den DHB-Pokal 2019

Der Thüringer HC gewinnt das OLYMP Final4 2018/19 mit 24:23 (13:12) gegen die SG BBM Bietigheim und holt sich so den DHB-Pokal.

Vier Tore lagen die Thüringerinnen zwischenzeitlich zurück, aber mit Kampfgeist und einer geschlossenen Mannschaftsleistung gestaltete der THC die Begegnung bis zum Schluss spannend, bevor Emily Bölk in der letzten Sekunde zum finalen Wurf ansetzte und mit der Schlusssirene das Tor zum Pokalerfolg erzielte. Beste Werferinnen aufseiten des Thüringer Handball Club waren Alicia Stolle, Emily Bölk und Iveta Luzumova mit je sechs Treffern. Für die SG BBM Bietigheim war Kim Naidzinavicius mit zehn Toren beste Torschützin.

Der neugekürte deutsche Meister ging nach einem Treffer von Fie Woller in Führung, nachdem die Thüringerinnen den Ball im Angriff verloren hatten. Der THC antwortete und glich durch Treffer von Alicia Stolle und Iveta Luzumova zum 2:2 aus. Der zweite Siebenmeter von Iveta Luzumova passte und das Müller-Team übernahm in der 5. Minute mit dem 3:2 erstmals die Führung. Auf der Gegenseite scheiterte Anna Loerper von der Strafwurflinie, nachdem Emily Bölk die erste Zeitstrafe erhielt. Über die Außenposition setzte Ina Großmann den Ball zum 5:3 ins Bietigheimer Tor.

Angriff der Thüringer HC klemmt

Die SG spielte in der 10. Spielminute in doppelter Unterzahl weiter, Maura Visser und Kim Naidzinavicius wurden auf die Bank verbannt. Mit dem aus dieser Situation gegebenen Strafwurf scheiterte Iveta Luzumova an Dinah Eckerle, die sich nun mehrfach auszeichnete und einen Ausbau der Thüringer Führung verhinderte. Das Überzahlspiel brachte dem THC keine Vorteile und so überstanden die Damen von Trainer Martin Albertsen diese Phase ohne Gegentor. Beide Mannschaften drückten auf’s Tempo, was im Angriff auf beiden Seiten zu technischen Fehlern führte. Dadurch ging Bietigheim nach 16 Minuten mit 8:7 in Führung. Herbert Müller wechselte - für Ann-Cathrin Giegerich stand nun Jana Krause zwischen den Pfosten.

Im Angriff klemmte es weiter, Herbert Müller zog die Grüne Karte zum Team Timeout (8:10, 19 Minute). Lydia Jakubisova beendete die Torflaute und Iveta Luzumova glich zum 10:10 aus. Martin Albertsen rief jetzt seine Mannschaft zum Gespräch an die Seitenlinie. Die Chance, auf zwei Tore vor der Pause davonzuziehen, konnte der THC nicht nutzen. Mit einem von zwei in der Schlussphase der ersten Spielhälfte gegebenen Siebenmetern scheiterte Iveta Luzumova bereits zum zweiten Mal an einer glänzend aufgelegten Dinah Eckerle. Zwar erzielte Lydia Jakubisova ein weiteres Tor für ihre Mannschaft, aber Kim Naidzinavicius stellte mit einem verwandelten Strafwurf den 13:12 Halbzeitstand her.

Dinah Eckerle pariert fast jeden Ball

Anna Loeper erzielte innerhalb der ersten Minute den Ausgleich und Ina Großmann musste nach Foulspiel auf der Bank Platz nehmen. Die Spielerinnen der SG BBM Bietigheim nutzten diesen Vorteil und bauten die Führung in der Überzahl zum 15:13 aus. Früh nahm Herbert Müller seine Auszeit, um seine Frauen zur Konzentration aufzufordern und Ordnung ins Spiel zu bringen. Das war jedoch nur von kurzer Dauer. Alicia Stolle erzielte den 15:15 Ausgleichstreffer, doch Bietigheim machte weiter Druck und erzielte durch tolle Schlagwürfe von Kim Naidzinavicius die neuerliche zwei Tore Führung - 17:15.

Dinah Eckerle im Tor der Bietigheimer parierte nun beinahe jeden Ball und im Angriff des THC schlichen sich ungewöhnlich leichte technische Fehler ein. Nach 41 Minuten netzte Maura Visser per Strafwurf zum 17: 20 ein - Bietigheim hatte die erste drei Tore Führung erzielt. Wieder bat Herbert Müller seine Mannschaft zum Gespräch, um weitere taktische Anweisungen zu geben. Beim Stand von 18:21 (46. Minute) nahm Martin Albertsen seine zweite Auszeit. Eine knappe Minute später erzielte Kim Naidzinavicius ihren zehnten Treffer und damit den ersten vier Tore Vorsprung zum 22:18. Dem Thüringer HC lief langsam die Zeit davon, weil für alle Versuche bei Dinah Eckerle Endstation war.

Timeout beim Spielstand von 23:23

Hoffnung kam noch einmal bei den mitgereisten Fans auf, als Alicia Stolle den Ball zum 20:23 ins Bietigheimer Tor versenkte und nach weiteren Treffern von Jovana Sazdovska und Emily Bölk der Anschlusstreffer zum 22:23 fiel. Die Spannung in der Stuttgarter Porsche Arena war kaum noch zu ertragen. Der berühmte Kampfgeist des Thüringer HC war geweckt. Jana Krause parierte gegen Kim Naidzinavicius und drei Minuten vor dem offiziellen Spielende knallte Alicia Stolle den Ball zum 23:23 ins gegnerische Tor. Bietigheims Trainer, Martin Albertsen nahm sein letztes Team Timeout, auch um seinen Damen etwas Ruhe zu gönnen.

In den letzten zwei Minuten steigerte sich die Spannung ins Unermessliche. Erst scheiterte die sonst sichere Kim Naidzinavicius beim Strafwurf am Pfosten, auf der Gegenseite fischte sich Dinah Eckerle den Wurf von Meike Schmelzer von der Linie. Den nächsten Strafwurf für die SG BBM warf Maura Visse ihrerseits an den Pfosten. Die ungeliebte Verlängerung lag in der Luft und die Nerven waren zum Zerreißen gespannt - Gänsehaut pur. Mit einem Gewaltwurf zwei Sekunden vor Spielende machte sich Emily Bölk zur Matchwinnerin. Der Thüringer Handball Club gewinnt knapp mit 24:23 gegen die SG BBM Bietigheim und erkämpfte in einem Herzschlagfinale den DHB-Pokal 2018/19, Das schafft schon jetzt Vorfreude auf das Kräftemessen um den Supercup zu Beginn der kommenden Saison.

Emily Bölk (THC):Ich habe beim letzten Wurf nicht nachgedacht und einfach mein Glück versucht und es hat geklappt. Ich möchte allen Fans danken für die tolle Stimmung, da macht Handball Spaß und man kann das Letzte aus sich heraus holen.

Herbert Müller (THC): Wir haben heute zwei Mannschaften auf hohem internationalem Niveau gesehen und am Ende hatten wir das Glück auf unserer Seite. Wir haben bis zur letzten Sekunde an uns geglaubt und uns dann in der letzten Sekunde den Pokal geholt. Uns hat heute das THC-Herz-Gen den Sieg gebracht, der unbedingte Wille und das kämpfen bis zum Umfallen.

Maura Visser (SG BBM):Es haben zwei Mannschaften auf Augenhöhe gespielt und uns hat am Ende das Quäntchen Glück gefehlt.

Martin Albertsen(SG BBM): Wir haben unseren Spielplan eigentlich durchgezogen und gespielt wie wir es geplant hatten. Am Ende war es eine Aktion die den Ausschlag über Sieg und Niederlage gab. Beide Mannschaften hätten heute gewinnen können es war super Werbung für den Frauenhandball.

Verfasst von Martin Holzheier, Andreas Hofmann, Bernd Hohnstein

Erschienen in Handball am 27. Mai 2019

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