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Von Ritualen und großen Plänen: Turbine-Spielerin Laura Lindner im Porträt
Von Ritualen und großen Plänen: Turbine-Spielerin Laura Lindner im Porträt
Ehrgeizig und talentiert: Laura Lindner spielt beim 1. FFC Turbine Potsdam in der 1. Bundesliga Fußball. Ein starker Gegner schreckt sie nicht ab. Im Gegenteil.
Wenn Laura Lindner (23) am Sonntag (18. Februar, 14 Uhr) den Platz der FF USV Jena betreten wird, dann nur mit dem linken Fuß. Der 1. FFC Turbine Potsdam, dessen Trikot Laura Lindner seit elf Jahren trägt, bekommt es zum Rückrundenauftakt mit einem vermeintlich leichten Gegner zu tun. 20 Punkte trennen die beiden Bundesliga-Teams. Doch die Sache mit dem linken Fuß, die ist Laura Lindner wichtig, egal bei welchem Spiel. "Ich mache das schon ganz automatisch", erzählt die 23-Jährige. Seit 2010. Denn da hatte sie sich am linken Knie das Kreuzband gerissen. Seit sie wieder spielen kann, beginnt Laura Lindner mit dem linken Fuß. Und seither ist nichts Schlimmeres mehr passiert.
Laura Lindner ist 13 Jahre alt, als sie mit ihren Eltern zum Sichtungstraining des 1. FFC Turbine Potsdam fährt. Der Trainer daheim bei der TSG Lübbenau 63 hat es ihr geraten. "Im Alter von acht Jahren habe ich dort mit Fußball angefangen und zunächst nur mit den Jungs gespielt", sagt Laura Lindner. Ein Fußball-Talent in mitten einer Handballer-Familie. "Mein Onkel und mein Cousin haben auch Fußball gespielt." Laura Lindner lacht. Die Entscheidung für den Fußball war die Richtige. Die damals 13-Jährige übersteht das Probetraining und wird mit 12 anderen Mädchen im Verein aufgenommen. Sie besucht das Internat und die Sportschule wird ihr neues Zuhause.
Raketenstart: Zwei Tore im ersten Bundesliga-Spiel
Seither ist viel passiert. Laura Lindner macht den Realschulabschluss, spielt vier Jahre in der zweiten Bundesliga, zieht mit einer Mannschaftskollegin in eine WG und beginnt die Ausbildung zur Erzieherin. 2015 dann der Sprung: "Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen kann, in der ersten Mannschaft zu spielen", erzählt Laura Lindner. Kann sie. Seit 2016 steht sie für das Bundesliga-Team im Sturm und Mittelfeld auf dem Platz. "Ich hatte zuvor schon dort mittrainiert", sagt sie. "Doch was Spielgestaltung und Tempo angeht ist das auf jeden Fall noch eine Schippe besser." Für die ehrgeizige Sportlerin kein Problem. Laura Lindner hängt sich rein und etabliert sich im Team. "Wenn man etwas will, dann schafft man das auch."
Wie sehr sie es will, zeigt Laura Lindner in ihrem ersten Spiel in der 1. Bundesliga. Für Anfang Mai ist es extrem heiß, als Turbine Potsdam den VfL Wolfsburg empfängt. Über 3000 Zuschauer besuchen das Topspiel. In der 46. Minute wird Laura Lindner eingewechselt ‚Äì neun Minuten später schießt sie ihr erstes Bundesligator. Und wieder neun Minuten später das zweite. "Das war das größte überhaupt", freut sie sich noch heute. Am Ende gewinnt Turbine Potsdam mit 4:0. "Der Gegner war hart und ich hatte im Hinterkopf, ob ich die Erwartungen des Trainers erfüllen würde", erinnert sich Laura Lindner zurück. "Doch als ich die Stimmung im Stadion erlebt habe, waren alle Zweifel vergessen." Auch heute noch spornen sie die Rufe der Zuschauer an.
Laura Lindner hat in diesem Jahr noch große Pläne
Der Platz von Laura Lindner in der Kabine der Potsdamer Mädels lässt sich schnell ausmachen: Alles ist ordentlich zusammengelegt, aufgehängt, aufgeräumt. Wie in der Kabine strukturiert die 23-Jährige auch ihren Tag. Training, Unterricht bis maximal 16 Uhr, wieder Training und dann gegen 19.30 Uhr nach Hause. "Da lege ich dann oft nur die Beine hoch", sagt Laura Lindner. Gerade in der Vorbereitungszeit für die Rückrunde blieb kaum Zeit für anderes. Unter der Saison ist das einfacher. Da bleibt auch mal Zeit für Kino, Spieleabend oder Badengehen.
Die Turbine-Spielerin hat noch einiges vor in diesem Jahr. Ende März schreibt sie Abschlussprüfungen und mit ihrem Team will sie auf jeden Fall unter die Top drei kommen. Mindestens. "Jetzt wollen wir erst einmal richtig gut in die Rückrunde starten." Als härteste Gegner sieht sie Freiburg, Bayern und Wolfsburg. Doch auch von einem starken Gegenüber lässt sich die 23-Jährige nicht abschrecken. Ob auf dem Platz oder daneben ‚Äì sie hat ihre Ziele fest im Blick.
Die Partien der Allianz-Frauen Bundesliga zum Rückrundenstart
1.FC Köln - : - 1.FFC Frankfurt
SC Sand - : - SV Werder Bremen
MSV Duisburg - : - SC Freiburg
FF USV Jena - : - Turbine Potsdam
Bayern München - : - SGS Essen
1899 Hoffenheim - : - VfL Wolfsburg
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Erschienen in Fußball am 15. Februar 2018
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