Auftaktsieg bei der EM: Handball-Nationalspielerin Emily Bölk im Interview

Sensationssieg zum EM-Auftakt: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist mit einem 33:32 (15:16)-Erfolg gegen den Titelverteidiger Norwegen in die Frauen-Europameisterschaft in Frankreich gestartet.

Das junge Team von Bundestrainer Henk Groener überraschte mit einem ebenso konzentrierten wie leidenschaftlichen Auftritt und machte mit dem Sieg einen wichtigen Schritt in Richtung Hauptrunde. Vor den beiden nächsten Vorrundenspielen gegen Rumänien (Montag) und Tschechien (Mittwoch) blickte Emily Bölk im Interview auf das Match gegen Norwegen zurück …

Emily, Gratulation zum Auftaktsieg gegen den Titelverteidiger Norwegen. Hättet ihr euch vor dem Spiel so ein Ergebnis erträumt?

Auf keinen Fall! Hätte uns das irgendjemand vorher gesagt, hätten wir es auf jeden Fall unterschrieben, mitgenommen und eingepackt - und wahrscheinlich noch mit einem Schleifchen verziert (lacht). Es ist einfach total verrückt. Alle sind nach dem Spiel direkt in die Mixedzone gegangen, aber ich dachte mir: Ich bleibe noch kurz sitzen und gucke mir das Ergebnis an. Es ist einfach … so cool! Das hätte keiner gedacht; gerade nach dem Ausfall von Kim, der ein herber Rückschlag für uns war.

Warum habt ihr Norwegen schlagen können?

Ich glaube, man hat gesehen, dass das Team funktioniert - und ich bin froh, dass wir es auch auf die Platte bringen konnten. Das ist die Kunst. Es kann außerhalb super im Team funktionieren, aber auf dem Spielfeld läuft es trotzdem nicht. Es war aber ein Mega-Spiel und hat richtig Spaß gemacht. Jeder hat 100 Prozent gegeben und seinen Job gemacht - und wenn eine Hilfe brauchte, ist jemand eingesprungen. Ich glaube, wir konnten Norwegen auch ein bisschen überraschen. Das sind zwei Punkte für uns, die wirklich mega sind.

Nach einem zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprung im zweiten Durchgang war die Schlussphase extrem eng. Wie hast du die letzten Szenen - nach dem Ausgleich von Norwegen - erlebt?

Wir hatten noch anderthalb Minuten. Das haben wir clever runtergespielt und wirklich bis zum Zeitspiel verzögert. Dann hat Xenia (Xenia Smits, Anm. d. Red.) wahrscheinlich den besten Block ever gestellt, ich hatte gar keinen Kontakt von den Norwegerinnen. Dass der Ball dann reingeht, ist natürlich geil. Ich habe nicht viel nachgedacht und als er dann im Netz war, war ich nur glücklich.

Doch dann kam ja noch der letzte Angriff von Norwegen …

In der Auszeit haben wir uns gesagt: Wir kämpfen um jeden Ball und machen die Lücken zu, da waren noch 20 Sekunden. Dann hält Isa (Torhüterin Isabell Roch, Anm. d. Red.) den letzte Ball noch und ich dachte nur: Das kann jetzt nicht sein (schmunzelt). Ein Punkt wäre schon überragend gewesen, aber dass wir das Spiel gewinnen, ist einfach mega!

Woher habt ihr die Nervenstärke genommen, euer Spiel bis zum Ende durchzuziehen?

Wir haben uns einfach seit der ersten Sekunde gesagt: Wir spielen unser Spiel und genießen das! Wir hatten ja eigentlich nichts zu verlieren, keiner hat erwartet, dass wir das Ding hier reißen. Auch die Wettquoten standen sehr, sehr krass gegen uns (lacht). Das zeigt, dass wir der absolute Underdog waren und daher ist es umso cooler, dass wir Norwegen überraschen konnten.

Wir sind immer dran geblieben und dann auch in Führung gegangen, das hat sie verunsichert. Jedes Tor, was wie gemacht haben und jede herausgespielte Chance haben uns noch einmal einen Push für das Selbstvertrauen gegeben. Wir haben gemerkt, dass wir die Chance haben und haben uns belohnt.

Handball EM 2018 in Frankreich: Kader, Spielplan und Live-Übertragung

Verfasst von Julia Nikoleit

Erschienen in Handball am 02. Dezember 2018

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