Linn Schüler will mit den Rutronik Stars Keltern hoch hinaus

Linn Schüler (20) zog ins Internat, um Basketball zu spielen. Jetzt ist sie Deutsche Meisterin – und will noch viel mehr. Eine aufstrebende Basketballerin im Sportfrauen-Porträt.

Kleine Mädchen wollen das machen, was der große Bruder macht. Niemand weiß das besser als Linn Schüler (20). Die 1,73-Meter große Basketballerin steht heute beim amtierenden Meister Rutronik Stars Keltern auf dem Parkett. Vor über zehn Jahren warf sie noch auf Körbe am Spielfeldrand, während ihr älterer Bruder trainierte. "Deswegen konnte ich damals schon ein paar Basics" erzählt sie heute. Das Probetraining in einem Verein bestand sie mit Bravour.

Leichtathletik, Tennis, Turnen: Schüler hat viel ausprobiert. Doch der Mannschaftssport hat alles getoppt. "Mit anderen macht es einfach mehr Spaß." Schüler ist ein Teamplayer, auf und neben dem Feld. Einzelarbeit in der Schule mag sie nicht und in ihrer Freizeit ist sie am liebsten mit einer Gruppe von Freunden unterwegs. Beim Basketball ist sie seit acht Jahren glücklich – und erfolgreich.

Mit den Rutronik Stars Keltern den Meistertitel gefeiert

In der Saison 2017/18 wurde Schüler mit den Rutronik Stars Keltern Deutscher Meister. Ein emotionaler Moment für die junge Spielerin. "Unser Ziel war von Anfang an der Meistertitel. Wir wussten, wir haben die Qualitäten", sagt Schüler. Dann verlor Keltern das Pokalfinale an den TSV 1880 Wasserburg – und konnte im Playoffs-Finale alles wieder gut machen. "Wir sind alle aufs Feld gerannt und haben uns riesig gefreut", erinnert sich Schüler und lacht "Noch vier Tage später haben wir den Erfolg gefeiert."

Doch alles hat auch seine Schattenseiten. Die Saison war lang, Keltern spielte auch auf internationalem Parkett. Schüler musste auf vieles verzichten: Familie, Freunde. "Die verstehen das aber alle und unterstützen mich. Trotzdem tut es mir leid, wenn ich sie lange nicht sehen kann."

image.jpg Linn Schüler will hoch hinaus und dafür trainiert sie seit ihrer Kindheit. Foto: FIBA

Im Finale selbst stand Schüler nicht auf dem Feld. Ein angerissener Meniskus kurz vor dem Ende der Saison fesselte sie an die Bank. "Ich war am Anfang sehr enttäuscht." Doch Schüler war auch anderweitig beschäftigt. Sie schrieb zu dieser Zeit ihr Abitur. "Ich denke, ich kann auch mit Rückschlägen ganz gut umgehen", sagt Schüler über sich selbst. Mittlerweile ist das Knie wieder heil – und das Abitur bestanden.

Schon früh von daheim ausgezogen – für den Sport

Schülers Schulzeit war vom Basketball geprägt. Sie spielte in Ludwigsburg Basketball, mit dem Zug 1,5 Stunden von ihrem Heimatort entfernt. Also zog Schüler mit ihrem eineinhalb Jahre älteren Bruder, der ebenfalls dort spielte, in ein kleines Internat vor Ort. "Es war total cool, schon so früh ohne Eltern zu wohnen", erzählt Schüler. Und da ihr Bruder dabei war, war die Familie schließlich nicht weit weg.

Mittlerweile hat Schüler ihr Abitur gemacht. Die Doppelbelastung in der Saison 2017/18 war hoch. "Dafür habe ich danach dann einfach nur noch Basketball gespielt", sagt Schüler und lacht. "Und wenn man dann Deutscher Meister wird weiß man, dass es sich gelohnt hat." Auch nach der Schule will Schüler nun wieder angreifen und Lehramt studieren. Sport und Deutsch. Die Mama ist Grundschullehrerin, das hat Schüler geprägt.

Hohe Ziele: Linn Schüler will noch viel erreichen

Sie glaubt fest daran, dass sie dem Druck standhält. Mit der Uni hat sie bereits geklärt, dass sie gerade am Anfang der Saison einige Male fehlen wird. "Wir werden wegen den Spielen im EuropaCup viel unterwegs sein." Jeden Tag wird zweimal trainiert, Individualtraining am Vormittag, mit der Mannschaft am Nachmittag. "Ich werde bei Keltern auch noch in der zweiten Mannschaft spielen, um Praxis zu sammeln. Die Priorität wird aber auf der 1. Liga liegen", sagt Schüler.

Die 20-Jährige will hoch hinaus, weit über die drei Meter bis zum Basketballkorb. "Ich will in der kommenden Saison mehr zu unseren Erfolgen beitragen", sagt sie. Zum Deutschen Meistertitel, zum lang ersehnten Pokalerfolg? Ja. Und noch mehr. "Wenn wir einmal Euroleague spielen würden, das wäre klasse." Schüler steckt die Ziele hoch. Kann sie auch – dafür hat sie lange trainiert und viel investiert.

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Basketball am 20. August 2018

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