Problem um Eishalle: Keine Bundesliga für Hannover Lady Scorpions?

Die Hannover Lady Scorpions haben vorläufig keine Spielberechtigung für die Bundesliga erhalten. Der Grund: Die Eishalle in Langenhagen wird womöglich geschlossen.

Die Vorbereitung in Hannover läuft, die neue Bundesligasaison wird mit Spannung erwartet. Dann der schwere Schlag: Der Deutsche Eishockey Bund (DEB) erteilt dem Verein keine Genehmigung. Das hat der Verein am Montag, 7. August, per E-Mail erfahren, wie Pressesprecher Chris Schirmer bestätigt. Zwei Wochen haben die Lady Scorpions Zeit, Einspruch einzulegen. Das wollen sie tun und der Verein versucht auch, den Grund für die Absage aus der Welt zu schaffen.

Das Problem ist die Spielstätte der Lady Scorpions. Die Eishalle in Langenhagen war in den vergangenen Jahren immer wieder Mittelpunkt von Diskussionen. Wie die Hannoversche Allgemeine im Juni berichtete, sei nur wenig sicher, was die Halle betreffe. Nach dem Insolvenzantrag vor einigen Jahren zahlt die Stadt jährlich 120.000 Euro für Betriebskosten - was bei Weitem nicht reicht. Trotz möglicher neuer Betreiber ist die Zukunft der Eishalle nach wie vor unklar, deshalb konnten die Scorpions nicht verbindlich zwölf Spieltagwochenenden an den DEB melden. Deshalb gab es nun für die neue Saison keine Spielberechtigung.

Online-Petition für den Erhalt der Eishalle Langenhagen

Das Bundesligateam ist entsetzt. "Wir wollten abwarten, bis der Stadtrat Ende August eine Entscheidung getroffen hat", sagt Schirmer. Deshalb seien mit dem DEB Gespräche gesucht worden. Hätte die Eishalle nicht geöffnet, wäre Bremen eine mögliche Ausweichestation gewesen. Die Scorpions hatten vorgeschlagen, dort Eiszeiten für Spieltage zu nehmen. Der DEB gab jedoch gegenüber den Lady Scorpions an, dass mehr als ein Verein der Frauen-Bundesliga gegen diese Lösung gestimmt hatte. Heißt: Hannover wird nach derzeitigem Stand in diesem Jahr nicht in der Bundesliga spielen.

Um dies zu verhindern, hat Schirmer eine Online-Petition erstellt. Rund 300 Befürworter haben sich bereits gemeldet, weitere 500 sind mindestens notwendig. Doch die Kommentare sind eindeutig: Eine Schließung der Halle und das Ende der Bundesliga in Hannover wäre fatal. So schreibt beispielsweise Stephan Gossler: "Ich bin seit 14 Jahren Sponsor der Hannover Scorpions. Die Eishalle Langenhagen ist mir daher bestens bekannt. Ebenso die Mannschaft der Lady Scorpions. Zudem besucht meine Tochter immer wieder den öffentlichen Eislauf. Es wäre für die gesamte Region ein herber Verlust, sollte die Halle nicht mehr zur Verfügung stehen." User Dietmar Mensch sagt dazu: "Es machen immer mehr Eishallen in Deutschland zu. Der Eissport insbesondere das Eishockey kann in immer weniger Städten ausgetragen werden. Hinzu kommt das mit jeder Schließung einer Eishalle immer mehr Kinder auf der Staße rumgammeln. Eine Freizeitmöglichkeit wird genommen."

Hier geht's zur Petition.

Kapitänin Jasmin Schebitz hat in Hannover Eishockey lieben gelernt

Für Spielerinnen wie Jasmin Schebitz ist die Situation besonders dramatisch. Die Kapitänin stand mit fünf Jahren das erste Mal auf dem Eis, der Sport bedeutet ihr alles. In der Eishalle stecken für sie und ihre Teamkolleginnen viele tolle und sportliche Erinnerungen. "Es wäre einfach undenkbar, wenn die Eishalle geschlossen wird", sagt Schebitz. "Wir haben soviel Herzblut reingesteckt, um in der höchsten deutschen Eishockey Liga der Frauen in Deutschland zu spielen. Das geben wir nicht so einfach auf!"

Die Gerüchteküche brodelte lange, Anfang Juli stand dann auch für die Kapitänin fest, dass es um die Zukunft ihrer Mannschaft 50:50 steht. Hannover ist ein Anlaufpunkt für Spielerinnen aus dem ganzen Norden. Schebitz spielte schon bei den Hannover Seahawks, in der Jugend Bundesliga Mannschaft der Hannover Indians, spielte dann einige Zeit in Berlin und kehrte wieder nach Hannover zurück. "Angefangen haben sie damals in der dritten Liga", erzählt sie. "Wir haben uns hochgearbeitet, bis wir dann unser Ziel erreicht haben: Der Aufstieg in die 1. Bundesliga der Frauen."

Für Schebitz sind die Hannover Lady Scorpions ein ganz besonderes Team. Sie glaubt nicht, dass sie - wenn tatsächlich kein Start in der Bundesliga möglich ist - sich einen anderen Verein suchen wird. "Ich liebe diese Mannschaft und kann mir nicht vorstellen, jemals wieder woanders zu spielen."

Die Lady Scorpions sind ein eingeschweißtes Team

Es habe sie alle zusammengeschweißt, den Weg gemeinsam bis nach ganz oben zu gehen. Ein Kampf gegen Kritiker, die den Frauensport nicht ernst nahmen. "Umso schöner ist es, dass wir mittlerweile an mehreren Stellen Unterstützung bekommen."

Schebitz hat nicht nur den Eishockeysport lieben gelernt, auch die Liebe fürs Leben hat sie dadurch gefunden. "Das war in der Saison 1999/2000, als wir damals in Braunschweig eine Spielgemeinschaft mit den Hannover Seahawks gemacht haben", erinnert sie sich noch gut daran. Im September steht nun die Hochzeit an. Ein Happy End in der Liebe. Das wünschen sie und die restlichen Lady Scorpions auch für ihren Verein.

Verfasst von Nina Probst

Erschienen in Eishockey am 09. August 2017

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