Para Sport

Heimspiel statt Sportfest: Hochklassige Para Leichtathletik in Leverkusen

Am Freitag, den 21. August, ist es ab 14 Uhr soweit: Beim Heimspiel dürfen die Leverkusener Para Leichtathlet:innen endlich wieder auf der Fritz-Jacobi-Anlage um neue Bestleistungen kämpfen. Der Wettbewerb ersetzt das Integrative Sportfest, das aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden war.

„Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr doch noch die Möglichkeit haben, auf unserer eigenen Bahn Wettbewerbe zu erleben“, sagt Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann, der ursprünglich das Integrative Sportfest so geplant hatte, dass es mit international namhafter Konkurrenz die letzte Qualifikations-Möglichkeit für deutsche Athlet:innen auf dem Weg zu den Paralympics in Tokio gewesen wäre.

Kräftemessen mit Niederlanden und Schweiz

Stattdessen gibt es nun unter Einhaltung der Hygienevorschriften einen deutlich kleineren Rahmen, damit die Athlet:innen mal wieder Wettkampfluft schnuppern können. „Wir haben alles dafür getan, dass die Sportlerinnen und Sportler sich bei uns wohl und sicher fühlen“, erklärt Frischmann, der sich freut, dass sich die ganze Para Leichtathletik-Abteilung des Vereins präsentieren kann: Es wird ein Kinderrennen geben, Teilnehmer der #FitMitOhneProthese-Gruppe werden erstmals einen Wettkampf absolvieren und die Top-Athlet:innen werden sich mit der starken Konkurrenz aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz messen.

Die amtierende Weltmeisterin und Paralympics-Zweite von Rio, Irmgard Bensusan, möchte über die 100m, 150m und 200m in „ihrem Wohnzimmer“ als Erste die Ziellinie überqueren. Ebenfalls gemeldet für diese Strecken hat ihre Vereinskollegin Maria Tietze. Die ehemalige Fußballerin, die aufgrund eines Motorradunfalls linksseitig eine Prothese tragen muss, will auf ihrer Heimbahn die ansteigende Form bestätigen

„Die vergangenen Wettkämpfe liefen nicht nach meinem Geschmack, aber die Tendenz ist steigend. Mein Fokus liegt auf den 200m, wo ich endlich wieder unter 29sec laufen möchte.“ Maria Tietze

Schwierige Trainingbedingung für sehbehinderte Athletin

Ein erstes Ausrufezeichen möchte Katrin Müller-Rottgardt setzen. Die sehbehinderte Athletin vom TV Wattenscheid 01 wird über die Sprintstrecken an der Seite von ihrem Guide Noel Fiener laufen. Daneben wird die Vizeeuropameisterin im Weitsprung ihr Potential zeigen. „Die Coronazeit war für mich sehr schwierig, da ich lange Zeit nicht mit meinem Guide, wegen der Abstandsregel, trainieren durfte. Seit drei Wochen sprinten wir erst wieder zusammen. Meine Erwartungen für den Wettkampf in Leverkusen sind dementsprechend nicht allzu hoch. Wenn unsere Abstimmung im Rennen klappt, kann eine gute Zeit am Ende stehen. Im Weitsprung ist mein klares Ziel die Norm für Tokio zu springen.“

Starke Konkurrenz aus den Niederlanden

Zahlreiche Perspektiv- und Nachwuchsathlet:innen aus ganz Deutschland, die teilweise in der Schweiz Anfang August für tolle Ergebnisse gesorgt hatten, freuen sich über die nächste Möglichkeit, ihre Trainingsleistungen der letzten Monate zu bestätigen. Auch wenn es nicht so viele Teilnehmer:innen sind wie sonst, sind die Gäste doch stark, allen voran die Frauen des niederländischen Nationalteams.

Fleur Jong sprang in diesem Jahr schon weiter, als jede amputierte Frau vor ihr. Doch in Leverkusen wird sie nur über die 100m an den Start gehen „Es ist bisher eine fantastische Saison für mich. Die Verbesserungen meiner persönlichen Bestleistungen im Sprint und Weitsprung haben jedoch etwas an meinem Körper gezerrt, daher diesmal nur der Start über die 100m. Hier bin ich mir aber sicher, eine starke Leistung zeigen zu können.“

Comeback von Marlene van Gansewinkel

Irmgard Bensusans niederländische Dauer-Konkurrentin Marlene van Gansewinkel hat sich dagegen ein ganz anderes Ziel für Leverkusen gesteckt. Nach einem Jahr mit vielen gesundheitlichen Problemen wird es für van Gansewinkel der erste Start überhaupt wieder sein. Ihr Plan lautet dementsprechend „schmerzfrei die 100m Ziellinie zu überqueren.“

Para Sport Insider haben die kleinwüchsige Lara Baars (NED) ebenfalls auf den Zettel für eine Weltklasseleistung. Erst kürzlich konnte sie im Diskuswerfen einen neuen persönlichen Rekord aufstellen. In Leverkusen möchte sie im Kugelstoßring „technisch gut und nahe der persönlichen Bestleistung stoßen.“ Ihr Trainer Arno Mul, Chefcoach der niederländischen Nationalmannschaft, präzisiert die Aussage seiner Athletin: „Lara hat vor 2 Wochen über 8m gestoßen, was bisher weltweit nur vier Frauen geschafft haben. Eine hohe 7m Weite sollte am Ende in der Ergebnisliste stehen.“

Die Schweizer Fahne halten sprichwörtlich vier junge Frauen hoch, darunter Abassia Rahmani (amtierende 200m Europameisterin der beidseitig Unterschenkelamputierten) und Sofia Gonzalez, die erst seit 2016 in der Para Leichtathletik startet und bereits an Welt- und Europameisterschaften teilgenommen hat.

Para Wettbewerb ohne Zuschauer

Der Wettbewerb startet am Freitag um 14 Uhr und endet gegen 20.30 Uhr. Zuschauer sind in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht zugelassen, werden auf dem Instagram-Kanal @parasportbayer04 aber auf dem Laufenden gehalten.

Yvonne Glöde

Yvonne Glöde

Erschienen in Para Sport am 21. August 2020

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