Radsport
Kommentar zu La Course: Nicht damit zufriedengeben!
Kommentar zu La Course: Nicht damit zufriedengeben!
MeinungLa Course 2020 zeigte ein taktisch und technisch starkes Rennen der Frauen – doch nach einem Tag war es auch schon wieder vorbei. Damit sollten wir uns nicht zufrieden geben, sondern weiterkämpfen für mehr Gleichberechtigung im Radsport. Ein Kommentar.
Die Tour de France der Männer ist gestartet – aufgrund der Corona-Pandemie anders als in den Jahren zuvor und nicht unter den besten Wetterbedingungen. Doch sie ist gestartet, zum 107. Mal. Was vermutlich viele Zuschauer zuhause vor dem TV gar nicht wissen und auch ich nur mitbekomme, weil ich mich dafür interessiere: Gestern zum Auftakt der Tour fuhren auch die Frauen eine Etappe. Zum insgesamt siebten Mal stiegen die Fahrerinnen bei "La Course" auf die Räder und fuhren 96 Kilometer durch Nizza. Als beste Deutsche kam Liane Lippert auf Rang 10 ins Ziel. Damit konnte sie zwar im Women's World Tour Ranking nicht das Führungstrikot der Frauen, aber immerhin das der Nachwuchsfahrer verteidigen. Um das zu erfahren, muss ich schon ganz genau das Web danach durchforsten.
Besser als nichts? Das reicht nicht!
Eurosport übertrug das komplette Rennen ab 10 Uhr morgens und auf den Webseiten der Medienhäuser findet sich der ein oder andere Bericht, häufig eine Agenturmeldung, aber immerhin. Immerhin? Während die Männer einen ganzen Monat lang im Fokus stehen, sollen sich die Frauen mit einem Tag zufrieden geben? Ganz nach dem Motto: Besser als gar nichts. Klar, besser als vor 2014. Und natürlich hat sich in den vergangenen Jahren und Monaten schon einiges getan, um den Frauenradsport aus seiner Nische zu heben. Doch meiner Meinung nach noch lange nicht genug.
Im Interview mit der Sportschau sagte Ina-Yoko Teutenberg, eine der erfolgreichsten deutschen Radsportlerinnen: "Aber man muss auch erstmal wertschätzen, dass wir ein Rennen machen dürfen und wir den Vorteil dieser Publicity haben." Diese Aussage macht mich traurig. Wenn sich schon die Frauen selbst damit zufrieden geben, warum sollten dann die meist männlichen Entscheider der Sportveranstaltungen ernsthaft eine Veränderung vorantreiben?
2022 könnte wichtiger Schritt passieren
Seit Monaten kursiert die Überlegung des Tour-de-France-Veranstalters ASO, dass es ein Etappenrennen für Frauen geben soll. Wie die niederländeische Webseite wielerflits.nl nun berichtete, sollen diese Pläne konkreter sein. Demnach hat der Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI David Lappartient offiziell bestätigt: Im Jahr 2022 wird es ein vom Tour de France-Veranstalter ASO organisiertes Etappenrennen für Frauen geben. "Mir wurde versichert, dass die ASO bereit ist, dieses Event 2022 in den Kalender zu bringen. Das ist ein sehr wichtiger Schritt in der Entwicklung des Frauenradsports."
Das wäre ein wichtiger Schritt, ja. Doch bis es ein solches Rennen tatsächlich gibt, sollte man sich nicht einfach damit zufrieden geben, einen Tag lang, 96 Kilometer, quasi im Schatten der Männer ein Rennen zu fahren. Wie die Vorband eines großen Stars, an deren Namen sich hinterher sowieso niemand mehr erinnert.
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