Tennis
Isabelle Gemmel: „Die Teilnahme an der WM ist ein Traum“
Isabelle Gemmel: „Die Teilnahme an der WM ist ein Traum“
Isabelle Gemmel (46) nimmt an der Senioren-WM in Kapstadt teil.
Sie wurde in Saarbrücken geboren, entdeckte ihre Liebe zum Seniorentennis in Hannover, arbeitete zehn Jahre lang bei der International Tennis Federation in London und ist seit drei Jahren als Turnierkoordinatorin bei Tennis Australia in Melbourne tätig: Isabelle Gemmel lebt und arbeitet für den Tennissport. Nun vertritt sie Deutschland bei den Mannschaftsweltmeisterschaften der Young Seniors in Kapstadt. Wir haben uns mit der 46-Jährigen über die Vorfreude auf den Wettbewerb in Südafrika unterhalten.
Frau Gemmel, Sie nehmen zum ersten Mal an den Team-Weltmeisterschaften der Senioren teil. Mit welchen Gefühlen gehen Sie dort an den Start?
Ich freue mich riesig! Für mich geht mit der Teilnahme ein Traum in Erfüllung. Nachdem ich von 2004 bis 2014 als Mitarbeiterin der International Tennis Federation für die Organisation der Senioren-Weltmeisterschaften zuständig war und in dieser Funktion natürlich nicht selbst mitspielen durfte, lerne ich die Veranstaltung nun erstmals aus Sicht der Aktiven kennen. Außerdem ist es eine tolle Gelegenheit, die alten Kollegen wiederzusehen. Obwohl ich eigentlich Urlaub von meinem aktuellen Job als Turnierkoordinatorin bei Tennis Australia habe, werde ich sicherlich auch das eine oder andere berufliche Gespräch führen.
Sie sind beim australischen Tennisverband in Melbourne als Koordinatorin für die Turniere vom Jugendbereich bis zur ATP Challenger-Serie zuständig. Wie unterscheidet sich ein Event wie die Seniorenweltmeisterschaften von einem Profiturnier?
Der Vergleich ist schwierig. Es gibt Medaillen zu gewinnen, aber kein Preisgeld und vergleichsweise wenige Punkte für die Senioren-Weltrangliste. Auch die organisatorischen Voraussetzungen lassen sich kaum mit denen bei einem Profiturnier vergleichen. So wird man auch in Kapstadt keine Linienrichter erleben und Stuhlschiedsrichter sind nur für das Finale vorgeschrieben. Insgesamt ist eine solche Veranstaltung vom Standard her am besten mit einem internationalen Jugendturnier zu vergleichen. Aber die Bedeutung ist dennoch sehr hoch, denn es ist für alle Beteiligten etwas ganz besonderes, das eigene Land zu repräsentieren.
Auch wenn es Ihre erste Teilnahme als Spielerin ist, haben Sie schon viele Weltmeisterschaften miterlebt. Wie ist die Atmosphäre?
Es ist wie ein großes Familientreffen. Bestimmte Turniere ziehen häufig eine bestimmte Gruppe von Spielern an. Wer einmal bei einer WM mitgespielt hat, der wird dort immer wieder Freunde aus der ganzen Welt treffen. Das heißt aber nicht, dass der Wettkampf auf dem Platz nicht ernst genommen wird. Ich habe schon als Referee bei solchen Seniorenevents gearbeitet und da wird man fast so oft zum Spielfeld gerufen wie ein Supervisor bei einem Grand Slam-Turnier. Es wird zum Teil mit allen Tricks gearbeitet.
Viele Senioren reisen halbprofessionell um die Welt und spielen zahlreiche Turniere. Wie finanzieren sie sich?
Naja, die Tour ist keine kostengünstige Angelegenheit. Es gibt aber nur wenige, die wirklich um die ganze Welt reisen. Häufig bekommen die Vorjahressieger vom Turnierveranstalter kostenfreie Unterkunft und Verpflegung, das macht es für die erfolgreichen unter den Vielspielern natürlich erschwinglicher. Der Großteil jedoch muss alles selbst finanzieren.
Wie sind Sie selbst dazu gekommen, bei Seniorenturnieren anzutreten?
Ich habe 2003 im Organisationsteam der Senioren-WM in Hannover mitgearbeitet und direkt Feuer gefangen. Leider war ich mit 33 Jahren damals noch zu jung, um selbst mitzuspielen. Während meiner Zeit bei der ITF konnte ich dann wie gesagt nicht bei den Weltmeisterschaften teilnehmen, weil ich selbst in die Turnierleitung eingebunden war. Ich habe aber damals begonnen, im internationalen Circuit mitzuspielen und als Tennistouristin die Welt zu bereisen. Beispielweise habe ich in Argentinien an einem Grade 1-Turnier teilgenommen und anschließend eine Woche lang Patagonien erkundet. In Südafrika werde ich privat wohnen, bei der Familie einer anderen Teilnehmerin. Das finde ich auch spannend. Für mich sind Seniorenturniere eine tolle Möglichkeit, ein Land auf verschiedene Weise kennenzulernen und interessante Menschen zu treffen.
Erschienen in Sportarten, Tennis am 17. März 2017
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