Wintersport
DEB-Trainer Christian Künast: Spielerinnen müssen an sich glauben
DEB-Trainer Christian Künast: Spielerinnen müssen an sich glauben
Früher stand Christian Künast im Tor, heute an der Bande: Der ehemalige Eishockeytorwart trainiert seit 2019 die DEB-Frauen. Nach der WM-Absage aufgrund des Coronavirus haben wir mit ihm über die Mannschaft und ihre Stärken und Schwächen gesprochen.
Die Eishockey Weltmeisterschaft in Kanada ist abgesagt, auch der geplante Lehrgang in Füssen fällt wegen der anhaltenden Coronafälle aus. Wann wieder gemeinsam trainiert wird oder Spiele stattfinden, ist noch unklar. Wir haben die Zeit genutzt, um mit dem Bundestrainer der Fraueneishockey-Nationalmannschaft Christian Künast über das Team, die Stärken und Schwächen der Mannschaft und den Status Quo des Fraueneishockey in Deutschland zu sprechen.
Herr Künast, die WM ist abgesagt. Lassen Sie uns dennoch einen Blick auf die Nationalmannschaft werfen. Wären die Damen denn fit gewesen?
Ja. Alle Spielerinnen haben hart gearbeitet und wären topfit in die Weltmeisterschaft gegangen. Auch die Motivation im Team stimmt. Es wäre kein Selbstläufer geworden, gegen Teams wie Japan oder Tschechien zu gewinnen, aber an einem guten Tag können wir jeden auf diesem Niveau schlagen. Wenn wir daran glauben, wie gut wir sind. Einige der Spielerinnen sind sich nicht immer bewusst, wie gut sie tatsächlich sein können.
Heißt: Das Selbstbewusstsein fehlt manchmal. Wie können Sie das ändern?
Als Trainer muss ich das Mentale immer möglichst mit dem Sportlichen verbinden. Daher weise ich im Training einfach immer mal wieder auf bestimmte Situationen hin und rede viel mit den Spielerinnen. Auch einzeln. Ich interessiere mich immer dafür, wie es ihnen geht und wie sie ticken. Das ist bei 23 Spielerinnen im Kader natürlich nicht immer einfach. Aber ich bin sicher: Die Beziehungsebene muss stimmen, dann klappt es auch auf dem Feld.
"Einige der Spielerinnen sind sich nicht immer bewusst, wie gut sie tatsächlich sein können."
Worin sehen Sie die größte Stärke der deutschen Mannschaft?
Wir sind ein starkes Team und halten gut zusammen. Das ist auch notwendig, nur im Kollektiv haben wir eine Chance. Wenn nur eine Spielerin ausschert, wird es schwierig.
Der Zusammenhalt im Team ist eine Sache, die Unterstützung von außen eine andere. Wie sehen Sie den Status Quo hier in Deutschland?
Bei uns steht Fraueneishockey, wie so viele Sportarten, im Schatten des Fußballs. Und unter den Frauensportarten ist Fraueneishockey eben noch weniger anerkannt in der Gesellschaft. Viele verbinden den Sport mit harten Spielsituationen und auch mit Schlägereien. Klar, bei Frauen ist der Körpereinsatz verboten, aber deswegen ist das Spiel nicht weniger schnell und rasant. Wir versuchen seit Jahren aus diesem Schattendasein herauszukommen, das hängt aber auch viel mit der Arbeit der Liga und dem Nachwuchs zusammen. Aber ich habe das Gefühl, dass sich seit einem guten Jahr Aufbruchsstimmung breitmacht. Natürlich gehört auch dazu, Erfolge zu feiern.
Einen Erfolg bei der diesjährigen Weltmeisterschaft kann es nun nicht mehr geben. Ein Rückschlag im Kampf um mehr Aufmerksamkeit?
Das wird man sehen. Die Absagen aufgrund des Coronavirus sind für die gesamte Sportwelt ein harter Schlag. Auch für uns. Wir werden einfach sehen müssen, was in den nächsten Wochen und Monaten passiert.
Erschienen in Coronavirus, Eishockey am 16. März 2020
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